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HAV Adorf 1282/18

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Der Bericht für das Jahr 1909 schließt sich nahtlos an und berichtet von einer positiven Mitgliederentwicklung. In den Vereinssitzungen am 16. und 22. November 1909 wurde besprochen und beschlossen, dass sich der Gewerbeverein erstmalig mit einer eigenen Kandidatenliste an den Stadtverordnetenwahlen beteiligen wird. Als kleiner Erfolg bei dieser erstmaligen Teilnahme mit eigenen Kandidaten wurde die Wahl von Kaufmann Otto Hartmann als Ersatzmann gewertet.

Der Jahresbericht für das Jahr 1914 beginnt mit den Worten In bewegter und schwerer Zeit muß ich diesmal Ihnen einen kurzen Jahresbericht erstatten…“

Nachfolgend wird ein Bericht erstattet, der sich von denen der Jahre 1908/1909 kaum unterscheidet. Es wird vom noch erfolglosen Eintritt für die Aufstellung von Postwertzeichenautomaten und von der erfolgreichen Aufwertung des Grenzboten zum Amtsblatt berichtet. Am Ende des Berichtes geht er auf das aktuelle Kriegsgeschehen ein und nennt die Mitglieder, die ins Feld einrücken mussten und dass sich diese für die übersandten Feldpakete bedankt haben. Der abschließende Wunsch, dass die schwere Zeit bald durch einen ehrenvollen Frieden für das Deutsche Reich beendet wird, erfüllte sich nicht. Von der teilweisen Euphorie, mit der Soldaten fünf Monate vorher zu den Zügen begleitet wurden, ist im Bericht nichts zu spüren.

Der Bericht von Bruno Petzoldt für das Jahr 1916/1917 vom März 1918 beginnt damit, dass sich seine Hoffnung nach Frieden in seiner vorjährigen Rede nicht erfüllt hat. Im 1. Halbjahr 1917 standen von 109 Mitgliedern 33 im Heeresdienst. Man gedachte dem verstorbenen Vorsteher Arnold Heckel und mit der Witwe des Musikdirektors Schmidt ein langjähriges und treues Vereinsmitglied. Unter Beachtung der aktuellen Verhältnisse verzichtete der Verein auf eine Neuwahl des Vorstehers und beauftragte den Gesamtvorstand mit der einstweiligen Leitung und Vertretung des Vereins.

Im Bericht für das Jahr 1918 vom 2. Februar 1919 äußert man sich erfreut über die Waffenruhe und hofft auf einen baldigen Friedensschluss. In diesem Bericht spürt man die Erleichterung über das Kriegsende und einen Blick in die Zukunft. Es wird über Neuaufnahmen und über ein wieder sich normalisierendes Vereinsleben berichtet. Ein Höhepunkt war die Ehrung von Eduard Hellinger für seine 50jährige Vereinsmitgliedschaft. In einer eindringlichen Rede rief Bruno Petzold die neugewählten Stadtverordneten dazu auf, dass örtliche Handwerk und die Gewerbetreibenden in jeder Hinsicht in dieser schweren Zeit zu unterstützen. Eine Abschrift der o. g. Jahresberichte finden Sie hier.

 
Im Bestand des Perlmutter- und Heimatmuseum befindet sich neuerdings das am Beginn des Textes abgebildete Abzeichen des 1858 gegründeten Gewerbevereins. Der aufmerksame Betrachter wird feststellen, dass der Löwe mit dem heutigen Löwen im Stadtwappen nicht identisch ist. Sah er in früheren Jahren anders aus? Auf alle Fälle machte er früher einen stattlicheren Eindruck. Wie kam das Abzeichen zu seiner Krone? In der Heraldik symbolisiert die Wappenkrone eine freie Stadt bzw. freies Bürgertum. Warum hat das aktuelle Stadtwappen diese Krone heute nicht mehr? Ungeklärt ist das Herstellungsdatum dieses Abzeichens. Ob dieses anlässlich des 50. Vereinsjubiläums 1908 geschaffen wurde? Hierzu müsste man die Vereinsunterlagen im Historischen Archiv des Vogtlandkreises wälzen und nach Hinweisen Ausschau halten. Wer genau hinschaut, der erkennt, dass der Verein auf dem Abzeichen als „Gewerb-Verein“ bezeichnet wurde. Dies muss kein Schreibfehler oder eine Fehlprägung sein. So wurde der Verein bis mindestens 1879 in Anzeigen geschrieben. Ein Zeichen dafür, wie sich die Sprache in Wort und Schrift über Jahrzehnte ändert.

Es gibt eine sehr große Anzahl von unterschiedlichen Gewerbezweigen. Ständig kommen neue hinzu und alte verschwinden oder verlieren an Bedeutung. Ein ganz spezieller Zweig sind die Zirkusunternehmen, die Saison für Saison mit ihrem bunten Tross durch die Lande ziehen. Nur wenige hatten oder haben für eine begrenzte Zeit eine feste Spielstätte in einer Metropole. Da die Zeit der Tourneen auf den Zeitraum zwischen Ende Frühling bis Anfang Herbst begrenzt ist, war die Planung der Auftrittsorte in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts eine echte organisatorische und logistische Herausforderung. Für den Zeitraum von 1904 bis 1940 ist eine Vielzahl von Gastspielen unterschiedlicher Zirkusse in Adorf dokumentiert. Es beginnt mit dem Zirkus Bavaria im Jahre 1904 und endet 1940 mit einem Gastspiel von Zirkus „Wwe. Heppenheimer“

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Die Zirkusunternehmen reisten mit wenigen Dutzend bis zu hunderten Personen und Tieren mit ihrem Tross und zum Teil eigenen Zügen für eine Gastspieldauer von wenigen Tagen pro Ort durch die Lande. In dieser Zeit hatten sie weder eine Konkurrenz durch das Fernsehen, dem Internet oder durch die heute vorhandene Möglichkeit der Pauschalreisen in die Wunderwelten ferner Länder. Ein Gastspiel in Adorf war nicht nur für die Einwohner von Adorf und den umliegenden Ortschaften eine interessante Angelegenheit und Abwechslung, sondern auch für viele Gewerbetreibende ein zusätzliches Geschäft. Die zahlreichen Zirkusmitarbeiter und die Tiere benötigten jeden Tag Lebensmittel und Futter sowie diverse andere Waren und Dienstleistungen, die teilweise vor Ort gekauft bzw. in Anspruch genommen wurden. Nach Adorf kamen Zirkusse mit Zelten, die ein Fassungsvermögen von mehreren Tausend Besuchern hatten. Oft waren diese bei einer Einwohnerzahl von 6.000 – 8.000 zu jener Zeit ausverkauft. Das bedeutet, dass viele Besucher aus dem Umland nach Adorf zu den Gastspielen gekommen sein müssen. Nicht selten gab es zwei Gastspiele von unterschiedlichen Unternehmen innerhalb von 4 – 6 Wochen. Nur selten wurde berichtet, dass zu wenige Zuschauer zum Gastspiel kamen. Wer mehr über den Zirkus in Adorf erfahren möchte, der folge diesem Link.

Klaus-Peter Hörr

Feb. 2023