Die Freimaurer von Adorf

 

Wer glaubt, im nachfolgenden Text etwas über eine Handwerkerinnung von Adorf zu erfahren, der hat auf Sand gebaut. Die Organisation der Freimaurer war und ist keine Innung und die dort organisierten Herren schwangen und schwingen in der Regel nicht die Maurerkelle. Sie arbeiten eher an sich selbst. Bei WIKIPEDIA wird die Freimaurerei wie folgt definiert:

 

„Die Freimaurerei, auch Königliche Kunst genannt, versteht sich als ein ethischer Bund freier Menschen mit der Überzeugung, dass die ständige Arbeit an sich selbst zu einem menschlicheren Verhalten führt. Die fünf Grundideale der Freimaurerei sind Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Sie sollen durch die praktische Einübung im Alltag gelebt werden. Die Freimaurer organisieren sich in sogenannten Logen.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Freimaurerei 20.05.2020

 

Ich möchte diese Definition einmal so stehen lassen und mich eher auf die Freimaurer aus und in Adorf konzentrieren. Wer waren die Männer, die sich in Logen zusammen schlossen? Sie wirkten nicht in der Illegalität. Sie besaßen eigene Zeitungen und veröffentlichten auch Bücher bzw. Hefte, in denen sogar Mitgliederlisten und die Funktionsträger abgedruckt waren. Auf der anderen Seite ist ein großer Teil ihres Wirkens bis heute geheimnisvoll.

 

Einen kurzen Abriss der Geschichte der Freimaurerbewegung im Vogtland finden wir im Festgruß zum Stiftungsfest der Loge „Zur Pyramide“ vom 27. Dezember 1867.

 

„Die im Jahre 1743 zu Sachsenfeld im sächs. Erzgebirge gestiftete Loge „zu den drei Rosen“ wurde 1783 nach Rüßdorf bei Waldenburg in das dortige Schloß des Grafen (später Fürsten) Otto von Schönburg-Waldenburg verlegt. Sie ertheilte unterm 12. December 1789 der ersten Loge zu Plauen, genannt „zu den drei Flammen“, das noch vorhandene Constitutions-Patent. Nachdem diese seit 1812 nur noch lebensunfähig dahin gesiecht und 1815 förmlich aufgelöst worden, traten einige noch in Plauen und Umgebung wohnende Mitglieder derselben mit einigen anderen Bdn. zusammen, um die Loge „zur Pyramide“ zu gründen, die unter dem 12. April 1820 von der Großen Landesloge von Sachsen ihr Constitutions-Patent empfing und am 27. August desselben Jahres eingeweiht wurde.“

 

In der „Geschichte des Orients Plauen, Festgabe zum hundertjährigen Jubiläum der Freimaurerloge daselbst von Georg Günther, Meister vom Stuhl“ aus dem Jahre 1889 finden wir nicht nur viele Informationen zur Geschichte der Loge „Zur Pyramide“ in Plauen bzw. dessen Vorgängerloge „Zu den drei Flammen“, sondern auch eine durchnummerierte Mitgliederliste für beide Logen mit einigen Informationen zu den jeweiligen Mitgliedern. Weitere Listen zeigen, wer wann welche Funktion in den Logen bekleidet hatte.

Die Mitgliederliste habe ich als Grundlage für  weitere Recherchen genommen und bin zu folgenden Ergebnissen über die Mitglieder aus Adorf gekommen.

 

·     Christoph August Becker, Stadtschreiber zu Adorf, 1800 Eintritt in Loge „Zu den drei Flammen“

 

Ø      Geb. 1764, † 1847

Ø   Heiratete 1796 Dorothea geb. Blankmeister geb. 1773,  1847, Tochter des Gerichtsdirektors Martin Gotthart Blankmeister in Leubnitz

Ø   Der Familie Becker gehört auch der Komponist Reinhold Becker (1842-1924) an (Franz Blanckmeister „Urahnenland)

Ø   1800 Stadtschreiber in Adorf

Ø   1816 Kauf Rittergut Breitenfeld

Ø   15. Januar 1820,  unterzeichnet mit Justitiarius der adel. Paschwitzischen Gerichte in Mühlhausen

Ø   2. Dezember 1924, unterzeichnet mit Finanzprocurator in Adorf

Ø   1825 Finanzprocurator, Gutsbesitzer und Bürgermeister

Ø   1825-1834 Bürgermeister von Adorf zusammen mit Gottlob Theodor Pinder, Becker führte die Justiz und Pinder die Verwaltung (Chronik Eduard Krenkel 1862)

Ø   1828 weiterhin Finanzprocurator 

Ø   Im Landtagblatt vom 26. Januar 1833 wird Christoph August Becker als Mitglied der Zweiten Kammer unter Abgeordnete und Ersatzmänner der Rittergutsbesitzer für den Voigtländischen Kreis aufgeführt

 

·     Jonas Friedrich Große, Pfarrer Adorf, 1821 Eintritt in Loge „Zur Pyramide“

 

Ø   Geb. 28. Mai 1786 in Theuma als Sohn des Diacon Johann Christoph Große, (lt. Krenkel)

Ø   26. Mai 1804 Immatrikulation Alma Mater Lipsiensis in Leipzig 

Ø   Ordination 3. Dezember 1811

Ø   1811 Pfarrer in Adorf –Substitut

Ø   1813 Pfarrer in Adorf, lt. Krenkel bereits 1812

Ø   Sohn Moritz geb. in Adorf, Immatrikulation in Leipzig 18.10.1836 Jurisprudenz, Vater zu dieser Zeit Pfarrer in Zwönitz, Quelle Archiv Uni Leipzig

Ø   1824 Trinitatis 1. Stelle (Pfarrer) in Zwönitz

Ø   1862 Emeritierung

Ø   Staatshandbuch für den Freistaat Sachsen 1865/66: emer. Pfarrer zu Zwönitz

Ø   † 1866

 

·     Karl Gottlob Todt, Bürgermeister, Adorf, 1836 Eintritt in Loge „Zur Pyramide“

 

Hier über das gesamte Leben von Karl Gottlob Todt zu schreiben, würde den Rahmen  dieses Textes sprengen. Nachfolgend einige Eckdaten aus seinem Leben aus einem Text auf der Homepage der Stadt Adorf.

 

Ø  Karl Gottlob Todt wurde am 20 Oktober 1803 zu Auerbach i. V. geboren. Sein Vater war Weber

Ø  Besuchte von Ostern 1820 bis Ostern 1824 das Gymnasium in Plauen

Ø  Jurastudium in Leipzig

Ø  Mit 28 Jahren Stadtrichter in Treuen

Ø  1832 Bürgermeister zu Adorf

Ø  Begründete 1834 das Adorfer Wochenblatt

Ø  Er gehörte der 2. Kammer des Sächsischen Landtages an

Ø  1848 Mitglied des Vorparlamentes in Frankfurt

Ø  1849 gehörte er zu den Revolutionären in Dresden, die im Maiaufstand König Friedrich August II. von Sachsen stürzten

Ø  Exil in der Schweiz

Ø  Gestorben im Jahre 1852

 

·     Franz Eduard Schilbach, Rector Adorf, 1836 Eintritt in Loge „Zur Pyramide“         

          

Ø    Geb. 19. Mai 1806 in Lichtenstein /Sachsen

Ø    1831 Rektor der Stadtschule in Adorf

Ø    Heirat 9. April 1837 mit Amalie Auguste Horlbeck aus Neukirchen

Ø    Kinder: Ludwig Eduard Schilbach, Reinhold Eduard Schilbach

Ø   Laut „Stammreihe des Vogtländischen Geschlechts Schillbach“ wurde gegen Franz Eduard Schillbach wegen seiner Tätigkeit in Leipziger Burschenschaften im Jahre 1827/1830 ein Prozes wegen Hochverrats geführt. Im Ergebnis des Prozesses wurde er freigesprochen.

Ø   † 15. April 1840,

 

·     Johann Heinr. Fischer, Maurermeister, Adorf, 1864 Eintritt in Loge „Zur Pyramide“

 

Ø Maurermeister Fischer errichtete die im Jahre 1848 eröffnete   

                  Schule in Adorf    

 

·     August (Erdmann) Forkel, Ger.-Amts-Actuar Adorf (Gerichtsschreiber), 1860 Eintritt in Loge „Zur Pyramide“

 

Ø   Bis 1867 Actuar am Gericht in Adorf

Ø   1874 Gerichtsamtmann in Reichenbach (Staatshandbuch Freistaat Sachsen)

Ø   1870-78 Gerichtsamtmann in Lengenfeld (?)

Ø   1880 Oberamtsrichter in Reichenbach (Staatshandbuch Freistaat Sachsen)

Ø   31.03.1883 laut Dresdner Journal Versetzung Oberamtsrichter A. E. Forkel von Reichenbach an das Amtsgericht Grimma

Ø   1887 Oberamtsrichter in Grimma

Ø   23.04.1891 Leipziger Tageblatt und Anzeiger Verleihung Ritterkreuz 1. Klasse

Ø   Lt. Dresdner Nachrichten v. 28.01.1896 mi 64 Jahren verstorben

Ø    

·     Eduard Petzold Ger.-Amts-Contr. Adorf, 1873 Eintritt in Loge „Zur Pyramide

 

Ø   Bis mind. 1880 Sportelcontroleur

Ø   1880 Mitbegründer des Gebirgsvereins Adorf

 

·     Heinr. Aug. Petzold, Rathsregistrator, Adorf, 1874 Eintritt in Loge „Zur Pyramide“ 

 

Ø   Wurde 1860 von der Stadtverwaltung beauftragt für die Lehrlinge und Gesellen der Musikinstrumentenmacher Musikunterricht zu geben für 50 Mark aus der Stadtkasse

Ø   Verstorben 1878

 

·     Aug. Andreas Künzel, Gerichtsamtsact. Adorf, 1878 Eintritt in Loge „Zur Pyramide“

 

Ø Ab 1863 nachgewiesen Sportelcontrolleur,

Ø 1874 Staatshandbuch Freistaat Sachsen Referendar am Gerichtsamt Adorf

Ø Ab 1876 nachgewiesen Actuar in Adorf auch 1880

Ø 1893 Grundbuchführer, Auszeichnung mit Albrechtskreuz

Ø 1896 Gerichtssekretär

Ø 30.11.1910 Dresdner Journal Amtsgerichtssekretär a.D. August Andreas Künzel, 78 J., verstorben

 

·     Herm. Woldemar Weniger, Kaufmann, Adorf, 1879 Eintritt in Loge „Zur Pyramide“

 

Ø Laut Leipziger Zeitung vom 17. August 1866 gab es einen  Handelsregistereintrag unter Handelsregister Adorf mit dem Eigentümer Herrmann Woldemar Weniger

Ø Am 24. Februar 1866 wird die Geburt eines Sohnes in der Leipziger Zeitung angezeigt. Anzeige datiert vom 21. Februar, Mutter ist Rosalie Weniger, geb. Schlegel.

Ø Am 10. August 1879 meldet das „Dresdner Journal“, dass der Lotterie- Collecteur Woldemar Weniger in Adorf auf sein Ersuchen von der von ihm zeither verwalteten Agentur der Altersrentenbank enthoben und diese dem Buchhändler und Lotterie-Collecteur August Robert Dölling in Adorf übertragen wurde.

Ø 1883 Herrmann Woldemar Weniger wird unter Handelsregister Nr. 45 in Adorf als Eigentümer einer Gemischten Warengesellschaft aufgeführt

Ø Am 10. Juli 1891 wird im Handelsregister Adorf Nr. 45 eingetragen, dass aus der Fa. W. Weniger Hermann Woldemar Weniger aus der Firma ausscheidet. Im Leipziger Tageblatt und Anzeiger  vom 2. März 19891 wurde sein Tod gemeldet.

Ø Im Adressbuch von Adorf 1896 wird ein Arthur Weniger unter Markt 30 als Branntweinkleinhändler geführt. Das Grundstück Markt 30 gehörte 1888 Hermann Woldemar Weniger

Ø  

Ø Am 22. August 1891 berichtete das Dresdner Journal, dass sich Arthur Weniger mit Frl. Laura Zöphel in Adorf vermählte. Laut entsprechendem Kirchenbucheintrag zu dieser Vermählung  ist Arthur Weniger der Sohn vom Herrmann Woldemar Weniger. Laura Zöphel ist laut Kirchenbucheintrag  Tochter von Christian Adam Zöphel, Gutsbesitzer und Richter in Gürth.

Ø Arthur Weniger ist laut C. van Dahlen’s „Kalender für Freimaurer“ des Jahres 1914 Stellvertreter des Klubs der Freimaurer in Markneukirchen. Dieser Klub gehört zur Loge „Zur Pyramide“ in Plauen

 

·     Erhard Neupert, Apotheker, Adorf, 1879 Eintritt in Loge „Zur Pyramide“

Ø Vom 5.4.1874 bis 15.4.1879 besaß Erhard Neupert aus Pilgramsreuth (südl. von Rehau) die hiesige Apotheke.

Ø Wegen schwerer Krankheit übergab Erhard Neupert die Apotheke an Alexander Hermann Eberhardt aus Gräfinau.

 

·     Franz Schumann, Gastwirth, Adorf, 1880 Eintritt in Loge „Zur Pyramide“

 

Ø Besaß das Hotel Schumann am Bahnhof, 1882 Umbenennung in Hotel Ruderisch  bzw. später Hotel Victoria

Ø 1880 Mitbegründer des Gebirgsvereins

 

·     W. Heinrich Arnold, Bürgerschuldirektor, Adorf, 1880 Eintritt in Loge „Zur Pyramide“     

 

Ø Im Adressbuch Zwickau für das Jahr 1875 wird Bürgerschullehrer Wilhelm Heinrich Arnold unter der Anschrift Schlossstraße 533 b B. aufgeführt

Ø Im II. Quartal 1876 wird Lehrer Wilhelm Heinrich Arnold von der höheren Bürgerschule Zwickau als 1. Mädchenlehrer an die 1. Bürgerschule in Oschatz versetzt

Ø Im IV. Quartal 1878 erfolgte seine Versetzung von Oschatz als Schuldirektor nach Adorf

Ø Von 1882 bis März 1887 Kommandant der Adorfer Feuerwehr

Ø 1880 Mitbegünder des Gebirgsvereins Adorf

Ø Schrieb diverse pädagogische Schriften

Ø Schrieb Aufsätze in den Freimaurerzeitungen

Ø Am 22. Juni 1884 hielt Bruder Arnold aus Anlass der Feier des Johannisfestes Munificentia zu Karlsbad eine Rede unter dem Titel „Die neueste feindliche Kundgebung gegen die Freimaurerei“. Diese wurde auch gedruckt. In diesem Vortrag setzt er sich mit aktuellen Anfeindungen gegen die Freimaurer auseinander.

Ø Ging 1887 nach Kleinzschochern und wurde dort am 27. April 1887 als Schuldirektor eingeführt

Ø Im II. Quartal 1891 wechselte der bisherige Direktor der 23. Bezirksschule Leipzig als Direktor an die 26. Bezirksschule Leipzig

Ø Am 29. Januar 1903 verstarb Wilhelm Heinrich Arnold mit 56 Jahren in Leipzig

Ø Das Leipziger Tageblatt und Anzeiger widmete ihm in seiner Beilage vom 2. Februar 1903 einen längeren Nachruf

Ø Wilhelm Heinrich Arnold war Redakteur der „Allgemeinen deutschen Lehrerzeitung“                                                                                             

 

 

·     Gottl. Jul. Ebner, Stadt-Cassirer, Adorf, 1882 Eintritt in Loge „Zur Pyramide“

 

Ø 17. Juli 1867 zum Agenten bzw. Unteragenten der Nordstern Lebens-Versicherungs-Actien-Gesellschaft zu Berlin ernannt.

Ø Am 5. Juli 1892 meldet das Leipziger Tageblatt und Anzeiger das der Sparkassenkassieren Gottlob Julius verstorben sei.

 

·     Heinrich August Voit, Uhrmacher, Adorf, 1882 Eintritt in Loge „Zur Pyramide“

 

Ø Laut Dresdner Journal vom 11. Februar 1859 verlobt sich Uhrmacher August Voit aus Adorf mit Friederike Schopper

Ø Laut Adressbuch vom Königreich Sachsen 1878 und 1884 war H. A. Voit in diesen Jahren Uhrmacher in Adorf

Ø Laut Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom 28. Januar 1890 ist Heinrich August Voit verstorben

 

·     Franz Hermann Friedrich, Bahnhofsrestaurateur, Adorf, 1883 Eintritt in Loge „Zur Pyramide“

 

Ø Übernahm im April 1879 die Bahnhofsrestauration Adorf

Ø Am 27. Oktober 1886 wurde ein Konkursverfahren über das Vermögen von Franz Hermann Friedrich eröffnet. 

 

·     Ernst Georg Unbescheid, Rathsförster, Adorf, 1888 Eintritt in Loge „Zur Pyramide“

 

Ø In der Chronik der Familie Unbescheid von Professor Dr. ph. Wilhelm Hermann Unbescheid aus dem Jahre 1907 finden wir nachfolgende Angaben zu Ernst Georg Unbescheid:

                   

                „Sechstes Kind von Immanuel U. und Emilie geb. Schneider (No. 25). Geb. am 7. Juni 1862 zu Dresden, Kreuzgasse 5I. B. C. 370. Besuchte von Ostern 1870 bis 1879 die Privatschule seines Onkels, des Direktors Ernst Böhme, widmete sich dem Forstfache und trat am 5. April 1879 auf dem Königsteiner Staatsforstrevier beim Königl. Oberförster Zschimmer in Nicolsdorf als Forstscholar ein, legte durch finanzminister. Genehmigung nach 2 ½ jähriger Lehrzeit sein Gehelfen-Examen im September 1881 vor der Oberförstermeisterei Schandau ab. Hierauf war er vom 1. Oktbr. Bis Ende Jan. 1883 auf das Rossauer Staatsforstrevier  zu dem Königl. Oberförster Sinz in Oberrossau, und vom 1. März 1884 bis Ende Febr. 1886 in gleicher Eigenschaft auf das Eibenstocker Staatsforstrevier zu dem Königl. Oberförster Riedel. Vom 1. März 1886 bis Ende März 1891 war er Ratsförster in Adorf. Durch finanzministerielle Genehmigung durfte er nach 4 ½ jähriger Gehilfenzeit vom 15. bis 21. August 1886 vor der Prüfungs-Kommission in Tharandt das Försterexamen ablegen. Am 8. Aug. 1886 verheiratete er sich mit Doris Trummler, Trauung und Hochzeit in Reichenau in Sachsen.“

 

Ø      Am 25. Mai 1891 wurde Ernst Georg Unbescheid von der Königl. Amtshauptmannschaft Schwarzenberg als Gutsvorsteher für den Gutsbezirk Poppenwald in Pflicht genommen.

 

·    Osk. Julius Schmidt, Fabrikant, Adorf, 1888 Eintritt in Loge „Zur Pyramide“

 

Ø Geb. 6. September 1850 in Adorf als Sohn des Perlmutterfabrikanten Friedrich August Schmidt

Ø 29. September 1877 Eheschließung mit Selma Seifert aus Dresden

Ø Kinder: Käthe, Martha, Edmund

Ø Laut Handelsregistereintrag vom 7. September 1877 unter Fol. 60. am Amtsgericht Adorf war Oskar Schmidt neben Friedrich August Schmidt Mitinhaber der Fa. F. A. Schmidt & Sohn

Ø Oskar Schmidt war im Jahre 1880 Mitbegründer des Gebirgsvereins Adorf

Ø 1883 sind beide weiterhin Inhaber der Fa. F. A. Schmidt  Sohn

Ø In den Verzeichnissen der in das Handelsregister eingetragenen Firmen wird Oskar Julius Schmidt von 1893-1895 als alleiniger Eigentümer geführt

Ø Gestorben 18. Dezember 1895 in Adorf

Ø Im Jahre 1897 ist laut Handelsregister Witwe Camilla Selma Schmidt Eigentümerin der Perlmutterwarenfirma

 

·    Luis Erdmann Nicolai, Fabrikant, Adorf,  1889 Eintritt in Loge „Zur Pyramide“

 

Ø Geb. am 21. Januar 1850 in Adorf

Ø Ist seit 1864 in der Fa. F. A. Schmidt tätig

Ø Heiratet am 29. November 1873 Luise Josefine Schmidt, Tochter des Perlmutterfabrikanten Friedrich August Schmidt

Ø Wird von seinem Schwiegervater für längere Zeit nach England und Frankreich zur Ausbildung geschickt

Ø Am 15. Mai 1876  gründet Louis Nicolai seine eigene Perlmutterwarenfirma

Ø Seine Frau stirbt am 20. Dezember 1902 in Adorf. Aus dieser Ehe gingen keine Kinder hervor.

Ø September 1904 Heirat mit Johanna Starke aus Borna.

Ø Am 15. Mai 1906 übernimmt Louis Nicolai die Fa. F. A. Schmidt  Sohn

Ø Mit seiner zweiten Frau Johanna hat Louis Nicolai drei Töchter: Therese Friedrich geb. Nicolai, Charlotte Nicolai und Johanna Patzig geb. Nicolai.

Ø Louis Nicolai war wesentlich an der Entwicklung Adorfs zum Zentrum der deutschen Perlmutterwarenindustrie beteiligt.

                  Mehr dazu unter http://gewerbeverein-adorf.de/history/firmen/Nicolai.htm

Ø     Am 15. April 1935 verstarb Louis Nicolai in Adorf

 

Ein Blick auf die Adorfer Freimaurer zeigt, dass sie hauptsächlich aus dem sogenannten Bildungsbürgertum stammten. Es waren verschiedenste Beamte, Pfarrer und Kaufleute/Fabrikanten.

Diese Herkunft dieser deckt sich mit den Mitgliedern aus anderen Städten. In Markneukirchen waren die Musikinstrumentenbauer, -fabrikanten und -händler stark vertreten und in Plauen gab es eine starke Gruppe von Kaufleuten. Interessant, dass die Loge „Zur Pyramide“ von Plauen auch eine Vielzahl von Mitgliedern von außerhalb des Vogtlandes hatte. Sie stammten z. Bsp. aus Görlitz, Leipzig, Naumburg, Bamberg, Lübeck, Dresden oder auch Breslau. Selbst in Manchester waren bis 1889 zwei Mitglieder ansässig.

Im heutigen Sprachgebrauch könnte man sagen, dass die Herren bei ihren Bemühungen sich weiter zu entwickeln sehr gut vernetzt waren. Man stößt immer wieder auf Behauptungen, dass diese Netzwerke auch für die eigene Karriereplanung und einen geschäftlichen Erfolg hilfreich waren.

 

Im „Mitgliederverzeichnis des Vereins Deutscher Freimaurer 1921  finden sich unter der Loge „Zur Pyramide“ in Plauen als Mitglieder aus Adorf die Herren Louis Nicolai und  der Kaufmann Traugott Trautvetter. Es sind die einzigen Mitglieder aus dem oberen Vogtland. Ob sich die ehemals zahlreichen Mitglieder aus Markneukirchen einer anderen Loge angeschlossen haben?

 

·    Traugott Hermann Trautvetter erscheint im Adressbuch Adorf von 1904 als Ateliervorstand und wohnte in der Koloniestr. 284 La. Im gleichen Jahr war er 1.Vorsitzender des Verbandes deutscher Musterzeichner. Im Jahre 1903 wird vermeldet, dass er für die Sächsische Kunstweberei Claviez, Aktiengesellschaft Prokura erhielt. Das Adressbuch von 1925 führt ihn unter der Anschrift Leitersberg 1 und im Jahre 1929/30 hat er den Titel Professor. Welche Einrichtung wird ihm zum Professor ernannt haben, die Kunstschule in Plauen? Neben seiner Tätigkeit als Ateliervorstand war Herr Trautvetter ab dem Jahre 1900 Mitglied der Betriebsfeuerwehr und spätestens seit 1907  Kommandant der Freiwilligen Betriebsfeuerwehr Sächsische Kunstweberei Claviez A.-G. Diese Funktion übte er mindestens bis 1927 aus.

 

In Plauen gab es noch zwei weitere Freimaurerlogen. Die Loge „Renata zur Treue“. Diese Loge wurde am 9. März 1911 gegründet. Laut Mitgliederlisten von 1921 und 1930 hatte sie keine Mitglieder aus dem oberen Vogtland. Die Loge „Zum deutschen Glauben“ hatte ihren Sitz am gleichen Standort wie die Loge „Zur Pyramide“. Laut Bericht zum Jahr 1926/27 hatte die Loge zum Berichtszeitpunkt 44 einheimische und 6 auswärtige Mitglieder. Keines von ihnen stammte aus dem oberen Vogtland.

 

Wer mehr über die Freimaurer im Vogtland erfahren will, dem empfehle ich folgende Quellen.

 

-       „Geschichte des Orients Plauen. Festgabe zum hundertjährigen Jubiläum der Freimaurerloge daselbst von Georg Günther, Meister vom Stuhl“ aus dem Jahre 1889, Vogtlandbibliothek Plauen

-       „Die neueste feindliche Kundgebung gegen die Freimaurerei“ von Br. Arnold aus Adorf, 1884, https://reader.digitale-sammlungen.de//resolve/display/bsb10446419.html

-       „Blätter der Erinnerung für die Brüder der Loge Pyramide“ von Br. Gustav Heinrich Leonh. Heubner, 1876,  https://reader.digitale-sammlungen.de//resolve/display/bsb11372073.html

 

 

Klaus-Peter Hörr

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