Der Familientag der „Heckel“ vom 27. - 29.
Juli 1929 in
Adorf i. Vogtl. |
Wer sich bereits mit seiner Familien- oder
Firmengeschichte beschäftigt hat, wird bestätigen können, dass es spätestens
bei der dritten Generation eng mit belastbaren Daten und Informationen werden
kann. Schnell kommt man zu der Erkenntnis, dass man den Zeitpunkt einer
Befragung der Eltern oder Großeltern zu diesem Thema unwiederbringlich
verpasst hat. Hier hilft nur noch der Gang in die Archive und/oder die Unterstützung
von Personen, die sich in diesem Metier auskennen. Was man in den Archiven bei jahrelangen Recherchen
und etwas Glück finden kann, zeigen die beiden nachfolgenden Berichte über
den Familientag der „Heckel“ vom 17. - 21. Juli 1929 in Adorf. Dieser Bericht beschreibt nicht nur eine über 1.000
Jahre dokumentierte Familiengeschichte der „Heckel“ sondern ist auch in
interessantes zeitgeschichtliches Dokument, welches durch seine Sprache die
gesellschaftliche Situation in Deutschland im Jahree
1929 beschreibt. 1929 war der Erste
Weltkrieg gerade einmal 10 Jahre vorbei und die Folgen immer noch
spürbar. In den Köpfen vieler Deutscher hatte sich eine große Ungerechtigkeit
bezüglich des Ausganges des Ersten Weltkrieges eingebrannt. Der Wunsch nach
einem wieder erstarkenden Deutschland war weit verbreitet, welcher nach
meiner Auffassung auch in diesen beiden Zeitdokumenten zum Ausdruck kommt. Es
wird von engen Familienbanden, der Bedeutung der Blutsgemeinschaft, großer
Volksgemeinschaft, großer Vergangenheit des deutschen Volkes, deutscher
Einheit, opferfreudigem Bürgertum, einem tüchtigen und verantwortungsvollem Volkstum gesprochen.
Weitere 10 Jahre später wurde mit einem lange vorbereiteten Krieg versucht,
das Ergebnis des Ersten Weltkrieges zu revidieren. Das Resultat ist allen
bekannt. Viele Äste der Familienstammbäume starben ab und so mancher Baum
wurde für immer ausgelöscht. Nachfolgend
nun die beiden Artikel aus dem Adorfer Grenzboten.
Der erste Beitrag als Vorschau auf diesen Tag und der zweite als ein
ausführlicher Bericht. |
Familientag der „Heckel“ in
Adorf i. V. Am 28. Juli d. J. (1929) feiert das über ganz Deutschland,
besonders aber im Vogtlande verbreitete und noch in Adorf ansässige
Geschlecht der Heckel daselbst seinen ersten Familientag. Im Jahre 975 wird
es zuerst erwähnt unter den Beschützern des Klosters Kastel in der Oberpfalz,
nahe Eger, in dessen Kirche sein Wappen, zwei gekreuzte Häckel, noch heute zu
sehen ist. Im 12. bis 15. Jahrhundert stellte es unter den führenden
Patriziergeschlechtern Egers mehrfach den Bürgermeister der damals freien
Reichsstadt , und von 1450 an finden wir es angesiedelt in Adorf im Vogtland.
Es erwarb das damalige Hammergut, die spätere untere Mühle, die mit dem
zurzeit stillgelegten unteren Gasthof bis gegen 1870 im Besitze der Familie
Heckel war, und beteiligte sich auch hier im Rate und durch Stiftungen für
das Gemeinwohl der Stadt. Die Abhaltung dieses Familientages, dem ein
umfassendes Studium vorausging, ist ein weiteres erfreuliches Zeichen dafür, daß
man gerade in den letzten Jahren wieder Verständnis findet für den Wert
familiengeschichtlicher Forschung und die Bedeutung der Blutsgemeinschaft, in
einer Zeit, wo die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse den Boden zu
untergraben drohen, auf dem allein ein tüchtiges und verantwortungsfreudiges
Bürgertum wachsen kann. Ist es doch vornehmste Aufgabe der Familienforschung
und der Familientage, mit der Festigung der engeren Familienbande den Sinn zu
wecken und zu erhalten für die große Volksgemeinschaft, die große
Vergangenheit unseres Volkes und die hohen sittlichen Güter, die uns von
unseren Vorfahren überkommen sind. So ist gerade die Familienforschung , die
den Blick zurück in die Vergangenheit unseres Volkes lenkt, in erster Linie
dazu berufen, ein national fühlendes, seiner großen Vergangenheit stolz
bewußtes und für die deutsche Einheit und Einigkeit opferfreudiges Bürgertum
zu erziehen und zu erhalten. |
Der Heckeltag in Adorf i. Vogtl. vom 27. – 29. Juli 1929 Es ist Erntezeit.
Das Auge blickt noch einmal mit Wohlgefallen auf die wogenden, fruchtbergenden Aehrenfelder.
Alles ist Welle und Wechsel, nur scheinbares Vergehen, vielmehr ein
zuversichtliches „ad nos ad satutarem
undam“. Jahrhunderte bauten
am gewaltigen Dome der Menschheitskultur. Notzeiten ließen Handel und Wandel
stocken und das von der göttlichen Vorsehung erkorene Werk unterbrechen.
Immer wieder erstanden Bauleute und Werkmänner und bahnten neue Perioden der
Blüte an. Es ist durchaus
keine müßige Frage: Wie mag es nach einem Jahrtausend auf dem Acker der
Menschheit aussehen? Welche Kräfte werden einst aus den stark geheizten
Völkerkesseln Asiens und Afrikas rege und spürbar werden? Unsere Geschlechter,
Sippen und Stämme sind die kleinen
Adern im verästelten, buntbelaubten Völkerbaum des
Sternes „Erde“. Was mag der
allmächtige Gärtner und Herr mit seinem „Feigenbaum“ noch vorhaben? Diese und ähnliche
Fragen bewegen den Familienforscher auf Schritt und Tritt, wenn er bei seinen
„Ausgrabungen“ über Wellenberge schreitet und auch durch manch tiefes Tal
seines Geschlechtes gehen muß. Ein uralter,
nachweisbarer Stamm der geschichtlichen Zeit unter der deutschen
Völkerfamilie ist das Geschlecht der „Heckel“. Dies bezeugt schon das
Heckel-Wappen: 2 gekreuzte Heckel - die nötigsten und einfachsten Werkzeuge
und Hilfsmittel der ersten menschlichen Arbeit. „Heckel“ ist süddeutsche Form
und Aussprache für kleine Hacke. – Die Zeit wird kommen und sie ist schon
jetzt, da es jeden zwei Heckelsprossen gedankt wird, welch‘ wertvolles Tun
sie durch ihre gründliche Familienforschung weitesten Kreisen geleistet
haben. Ohne daß sich die 2 „Heckel“ aus Harburg und
Biebrich irgendwie kannten, der eine nicht einmal
von seiner Väter Heimat Adorf genaueres wußte,
schürften der Facharzt Dr. med. Hans Heckel, Harburg-Wilhelmsburg und der
Hofinstrumentenmacher Wilhelm Heckel, Biebrich am
Rhein, nach geschichtlich verbürgten Heckel-Erinnerungen. Die ungetrübte
Entdeckerfreude ist ihnen „Lohn, der reichlich lohnet“ für die mühevolle
Forscherarbeit. Das zeitraubende Suchen in den Kirchenbüchern der Parochie Adorf i. Vogtl.
übernahm Oberlehrer Bruno Günther, Organist an St. Michaelis. Mit Bienenfleiß
ist ein hoffentlich unvergänglicher wertvoller Schatz der Vergangenheit
entrissen und der Zukunft zu getreuer Verwahrung übergeben worden. Am Sonnabend, den
27. Juli 1929, trafen sich eine stattliche Schar der
„Heckel“ im althistorischen „Löwen“ zu Adorf i. Vogtl.
In trauter Geselligkeit saßen die Vertreter der einzelnen Heckel-Linien
nebeneinander: die Adam-Linie mit ihrem Senior, dem noch tüchtigen, geistig
frischen Bäck‘n-Heinrich und seinen Söhnen Hermann
und Heinrich Heckel und Gattinnen nebst Kindern, der
Holzblasinstrumentenfabrikant Wilhelm Heckel mit Gattin aus Biebrich am Rhein, die Gastwirtslinie mit Oskar, Anna und
Selma mit Gatten und Kindern, welche heute noch Teile des Heckelbesitzes ihr
eigen nennen, Ida mit Tochter aus Rebersreuth,
Bernhard aus Langenhennersdorf (Sächs. Schweiz),
Dr. Hans Heckel aus Harburg-Wilhelmsburg, Willy aus Kiel, sämtlich mit
Gattinnen, der älteste Bruder Max befindet sich zur Zeit als Kapitän auf der
Heimreise von Indien; ferner die Gottlieb-Linie mit dem Adorfer
Feuerwehrkommandanten Brandmeister Alfred Heckel, Familie und Schwester. Die
Blech-Instrumenten-(Bombardon)-Linie war vertreten
durch Frau Schlott geb. Heckel mit Gatten, Kindern
und Schwester Marie, Reinhold Heckel aus Mühlhausen. Ferner fanden sich ein
der Mühl-Lob’l-Heckel mit Frau und Kindern, der
Heckel-Arnold-Zweig, die Heckel-Valter (Valentin)-Linie, Franz Heckel mit
Schwestern. Die Reichenbach-Elsterberg Linie vertrat Studienrat Dr. Falk; aus
Oberlosa kam die Gattin Alfred Heckels mit Sohn,
auch die Lengenfelder, Chemnitzer, Kirchberger,
Geraer und Dresdner Zweige eilten herbei. Max v. Heckel als Angehöriger der
bayrischen Linie sandte Grüße aus München, die weltbekannte Hamburger Hotel-
und Gastwirtsfamilie ist auch dem Heckel Geschlecht zugehörig. Mit der gewinnenden
Art des Arztes und Seelenkenners ließ Dr.med. Hans
Heckel, Harburg-Wilhelmsburg den Abend zu einer Feierstunde werden. Er
zündete in den Herzen all der vielen Basen und Vettern ein Feuer an – nicht
etwa zur Nährung eines Familienstolzes, sondern zum berechtigten Vertrauen
auf die Heckelsche zähe Ausdauer, Kraft und Schärfe. Müller, Bäcker,
Tischler, Fleischer, Gerber, Färber, Mälzer (Brauer), Instrumentenmacher
waren die Ahnen. Die Heckelsche Handwerkskunst verpflanzte sich durch Johann
Adam Heckel, einen geschickten Instrumentenmacher, von der weißen Elster an
die liedfrohen Ufer des Rheines. Noch heute hat eine alte Werkbank als
Heiligtum einen Ehrenplatz im rheinischen Heim zu Biebrach.
Mit Geschirr brachte sie vor hundert Jahren ein Heckel nach Hof in Bayern,
von da aus gelangte sie am Main entlang nach der jetzigen Heimat des
Hofinstrumentenfabrikanten Wilhelm Heckel. Wie wohl es um das Biebricher Heckel-Haus bestellt ist, davon zeugt der
sprühende Geist und Witz und das fröhliche Herz unseres Wilhelm Heckel. Am Sonntag, den 28.
Juli, versammelten sich die Stammesgenossen zu einer gemeinsamen Tafel im
Schützenhaus. Reiche geistige Speise wurde außerdem noch aufgetragen. Dr.
med. Hans Heckel führte nach Worten herzlichster Begrüßung und des Dankes
aus: „Nahezu ein Jahrtausend überblicken wir die Lebensschicksale unserer
Ahnen, kommt uns doch die erste Kunde aus dem Jahre 975, wo sie als freie
Landsassen und Beschützer des Klosters Kastel
(Kappel bei Waldsassen?) nahe Eger genannt werden –
in einer Zeit, wo unser deutsches Volk noch vereint war unter einem König,
der durch seine Beamten, die Gau- und Landgrafen, das Vaterland regierte und
durch seine Mark- und Burggrafen die Grenzen gegen den Feind schützte.
Geblendet von den verführerischen Reizen des sonnigen Italiens und dem
Prunktitel eines römischen Kaisers deutscher Nation schwand den Königen mehr
und mehr das Interesse für ihr deutsches Königtum. Sie verloren die Zügel zu
einer festen Regierung in Deutschland. So kam es, daß
ihre früheren Beamten, die Grafen, sich selbst zu Landesfürsten erhoben und
der Zerfall des einst unter einem König vereinten Deutschland in Hunderte von
Kleinstaaten und freie Städte seinen Lauf nahm. Heute, nach einem Jahrtausend
stehen wir wieder mitten im Kampf um die Wiedererkämpfung der deutschen
Einheit, hinweg über die Schrecken innerer Klassen- und Partei-Zerrissenheit,
über die von einem Diktat gezogenen unverständlichen politischen Grenzen. Es ist deshalb ein
erfreuliches Zeichen, daß in den letzten Jahren im
Volke das Verständnis für den Wert familiengeschichtlicher Forschung und die
Bedeutung der Blutsgemeinschaft wieder erwacht, zu einer Zeit, in der die
wirtschaftlichen Verhältnisse und der kleinliche Parteikampf den gesunden
Boden zu untergraben drohen, auf dem allein ein tüchtiges und
verantwortungsvolles Volkstum als Grundpfeiler staatlicher Ordnung erwachsen
kann. Vornehmste Aufgabe
der Familienforschung und der Familientage ist es vor allem, durch Festigung
der Familienbande zwischen den verstreuten Gliedern das Gefühl der
Zusammengehörigkeit zu wecken und zu erhalten für die große
Volksgemeinschaft, die bewunderungswürdige Vergangenheit unseres deutschen
Volkes und die hohen sittlichen Güter, die uns von den Vorfahren überkommen
sind. Somit ist gerade die Familienforschung, die den Blick zurück in die
Vergangenheit unseres Volkes lenkt, dazu berufen, ein völkisch fühlendes, für
die deutsche Einheit und Einigkeit bewußt
opferfreudiges Volkstum zu erziehen und zu erhalten.“ Hierauf ergriff der
temperamentvolle und poetische Wilhelm Heckel, Biebrich,
das Wort: „Insonderheit grüße
ich Euch hier in Vogtlands herrlichen Bergen, liebe Adorfer
Heckel, die Ihr seit 500 Jahren auf dieser Scholle hauset, die Ihr auf
unserer Väter Grund und Boden stets gearbeitet und gewirkt habt. Wir aber
sind in die Ferne gezogen und haben dort eine neue Heimat gefunden, dort, wo
wir Arbeit suchten und fanden. In uns steckt der sächsische Wandergeist –
„hinaus ins feindliche Leben, das Glück zu fassen!“ Heute, zum
Geschlechtertag empfinden wir, daß die Heimat
unserer Väter immer noch unsere Heimat geblieben ist. „Sie ist’s, ob auch in
weiter Ferne die Mutter sang das Wiegenlied!“ Bei meiner jahrzehntelangen
Stammbaumforschung wurden meine Schritte nach Eger
gelenkt. Dort entdeckte ich im Wallenstein-Haus unser Wappen. Ich ging zum
Archivar Dr. Karl Siegl und fand vollen Aufschluss.
Meine eigenen Nachforschungen reichen bis zu Ende des 15. Jahrhunderts. Um
die Mitte des 15. Jahrhunderts fehlen in Eger alle
Papiere, nicht nur die unseres Geschlechts, sondern auch die der anderen
Patrizier. Einen Anschluß-Nachweis zu suchen ist
zwecklos. Doch versicherte mir der Archiv-Rat, daß
es gar keinen Zweifel in der Abstammung aus der Stadt Eger
gebe. Das Wallensteinhaus, das jetzige Stadthaus von Eger,
war einstens unserer Ahnen Eigentum. Ueber ein
Jahrhundert stellte unser Geschlecht die Bürgermeister der freien Reichsstadt
Eger. Unsere Ahnen gründeten Klöster, errichteten
Stiftungen (z. B. in Adorf): Heckelsches Legat, Orgel in der Johanniskirche
von Frau Heckel, geb. Schopper!), waren Edelzeugen
bei Fürsten und Kaisern. Heckel saßen als Bürgermeister von Eger mit Friedrich Barbarossa zu Tisch, da er als junger
Graf in Eger getraut wurde in der noch erhaltenen
Burgkapelle. Ein Heckel hatte Beziehungen zu Ludwig dem Bayer. Max v. Heckel
z. Zt. Professor der Geschichte in München, der Chronist einer um 1300 von
uns abgetrennten bayerischen Linie, schreibt, daß
„Heckel“ schon vom 6. – 11. Jahrhundert in Aufzeichnungen genannt werden.
Außer jener bayerischen Linie gibt es eine österreichische, eine schwäbische
und eine trierische Familie Heckel. Die Mannheimer
Linie Heckel, die so rege Beziehungen zu Richard Wagner hatte, stammt aus der
österreichischen Familie. Im Jahre 1879 war mein Vater beim Musikdramatiker
in Bayreuth. Richard Wagner lebte bekanntlich eine Zeit lang (1863) in meiner
Heimat Biebrich. Für morgen laden wir ein, nach Eger, zur urhistorischen Scholle der Heckel zu fahren. Vor uns gesehen sind
1.000 Jahre eine unendliche lange Spanne Zeit, rückwärts geschaut bedeuten
sie 30-35 Generationen. Die Heckel waren zu allen Zeiten tatkräftige Männer,
eine besondere Eigenart ist ihre schnelle Entschlußkraft.
Ihnen gelte Körner Wort: „Die Zeit ist schnell, doch schneller ist das
Schicksal; wer feig des einen Tages Glück versäumt, der holt’s
nicht ein, und wenn ihn Blitze trügen“. In solcher
Begeisterung wurde auch die Idee unseres lieben Dr. Hans Heckel
Harburg-Wilhelmsburg, verwirklicht. Auf seinen Ruf eilten wir nach Adorf auf
die heilige Scholle. Wir aber, die wir heute heimische Luft atmen, eine Luft,
in der noch Molekületeilchen aus unserer Ahnen
Lebenszeit sich paaren und miriadenweise vermehren
– wir wollen uns erheben und in Ehrfurcht und Stille unserer Vorfahren
gedenken“. In herzlicher Freude
klang das gemeinsame Tafellied des verdienten Stadt-, Kirchen- und
Schulchronisten Bruno Günther aus: „Mutterlieb im Heckelhause, blühe fort, o
Mutterglück!“ Die Stadtgemeinde
durch Stadtvater Horlbeck und die Kirchfahrt durch
Pfarrer Tänzer nahmen in Wort und Schrift regen Anteil. Der Abend war
wiederum der Geselligkeit gewidmet. Mit Humor gewürzte Reden, Erinnerungen und
gemütvoller Austausch ließen die Stunden schnell verrinnen. Den musikalischen
Teil bestritt bei allgemein anerkannter Fertigkeit der neue jugendliche Adorfer Stadtkantor aus dem Heckelschen
Gastwirtsgeschlecht, Martin Ruckdeschel. Am Montag vereinte
die Heckel-Leute ein historisch- familienkundlicher
Ausflug nach der Urheimat der Heckel-Väter, nach Eger.
Es war ein familiengeschichtlicher Augenblick, als die Heckel-Männer am
Grabstein ihres Urahnen und zugleich der Vergangenheit ihres Geschlechtes
dachten. Auf der Platte ist noch deutlich zu lesen: „Der christlich
ehrbare Mann, Hermannus Heckel, der Eger Stadt Bürgermeister, der einen Garten zu diesem
Kloster gestiftet hat, starb im Jahre 1314 † Dem Gott gnad“. – Unter der
Inschrift ist das Heckelwappen deutlich zu schauen. In dem Bewußtsein, mit ehrfürchtigen Dank an die
Heckel-Vorfahren an ereignisreichen Stätten im deutschen Egerlande
gedacht zu haben, trennten wir uns abends in der Adorfer
Heimat mit den Worten Bernhard Heckels: „Scheiden ist Menschenlos,
Wiedersehen unsere Hoffnung!“ |
Noch ein Nachwort des
Berichterstatters: Als Schulknabe verlebte ich
manchen Sommertag auf der Elsterwiese meines Geschlechts. Wie gierig hätte
ich gelauscht, wenn ich damals hineingetaucht worden wäre in die Geschichte
des Heckelschen Grund und Bodens, daß schon 1540,
nachweisbar aus Steuerregistern, ein Heckel auf der unteren Mühle saß, mit
welch kindlicher Phantasie hätte ich mir den „Heckel auf dem Hammer“
vorgestellt! Sei uns E. Geibel immer ein Mahner in seinem Worte: In Rom,
Athen und bei den Lappen, da späh’n wir jeden
Winkel aus, dieweil wir noch im Finstern tappen daheim im eigenen Vaterhaus!
Ihr Adorfer! Gedenkt der Geschichte Eurer „alt’n Stoodt!“ Ein Dreigestirn möge den Familientagen
strahlen: Treue! Liebe! Heimat! Des Dichters Fontanes Ruf: „Der ist in
stiller Seele treu, der so die Heimat liebt wie Du …“ wird uns dann zum
beglückenden Evangelium. Daraus schöpft unser Glaube an die obere himmlische
Heimat, der alle Geschlechter auf Erden zustreben, immer wieder Kraft. Oskar Ruckdeschel-Sehma |
Egal,
welche Chronik von Adorf man in die Hand nimmt, es dauert nicht lange, und es
wird in verschiedenen Zusammenhängen über einen Heckel berichtet. Das
Adressbuch aus dem Jahre 1896 weist
die Heckel in nachfolgenden Berufen/Gewerken aus: Arzt,
Bäcker, Brennmaterialienhändler, Fuhrhalter, Landwirt,
Musikinstrumentenmacher, Schlosser, Schuhmacher, Spediteur und Zinngießer.
Teilweise wurde über Generationen das jeweilige Handwerk weitergeführt. Im
Jahre 1919 waren Tischlermeister Oskar Heckel und Schlossermeister Hans
Heckel Mitglieder des Gewerbevereins Adorf. Hans Heckel gehörte am 15. März
1936 zu denjenigen, die das Protokoll über die Auflösung des Gewerbevereins
unterschrieben. Ich
gehe davon aus, dass Oberlehrer Bruno Günther, der für den „Heckel Tag“
umfangreich in den Kirchenbüchern und Archiven recherchiert hat, wie in vielen anderen
Fällen für die jeweiligen Familien einen Stammbaum anfertigte und der eine
oder andere noch heute im Besitz der Familien ist. Auf dieser Grundlage
basieren sicherlich auch verschiedene Familienstammbäume in den einschlägigen
Familienforscherportalen im Internet. In diesen geht es zum Teil bis in die
im Bericht angesprochene Zeit der Heckel in Eger
zurück. Wer kann schon von sich behaupten, dass einer seiner Ahnen als
Bürgermeister mit Friedrich Barbarossa an einem Tisch saß. Ob es
nach dem Familientag im Jahre 1929 weitere derartige Treffen gab bzw. die
Verbindungen zwischen den verschiedenen Familien in ganz Deutschland
aufrechterhalten wurden?
Klaus-Peter
Hörr Oktober
2020 |