Pfarrer Julius Richard Luther

 

Über dreißig Jahre gehörte Pfarrer Julius Richard Luther zu den prägenden Persönlichkeiten der Stadt Adorf. Im „Amtskalender für evangelisch- lutherische Geistliche im Königreich Sachsen“ des Jahres 1913 wurde ihm folgender Nachruf gewidmet.

 

 

„Luther, Julius Richard, † 13. April 1912, Pfarrer in Adorf seit 1869. Er war geboren am 23. Oktober 1850 in Leipzig, besuchte die Thomasschule und von 1869 ab die Universität seiner Vaterstadt. Nach beendetem Studium war er 2 Jahre als Hauslehrer tätig. Sein erstes geistliches Amt, das des Pfarrers in Rodau b. Plauen, trat er 1876 an. Mit dem Eifer der ersten Liebe wirkte er in dieser Gemeinde, bis am 4. Adventsonntag 1879 seine Einweihung in das Pfarramt zu Adorf erfolgte.

 

Der Grenzbote 26. November 1879

 

1891 vermählte er sich mit Agnes Kunze von Bad Elster, mit welcher er 21 Jahre eine äußerst glückliche Ehe geführt hat.

Wie über seinem Hause, so lag auch über seinem Amte der Sonnenschein der göttlichen Gnade. Erfüllt von einer hohen Auffassung seines Berufes, ausgerüstet mit einer seltenen Ruhe in allen Lebenslagen, hat er es allzeit mit Begeisterung und nimmer ermüdender Arbeitsfreudigkeit, mit größter Treue und Gewissenhaftigkeit verwaltet und reichen Segen ausgestreut. Mit seiner Gemeinde war er aufs innigste verwachsen. Warm schlug sein Herz für dieselbe, und in gleicher Weise brachte man ihm Liebe und Vertrauen entgegen. Das bekundete sich in glänzender Weise bei seinem 25 jährigen Ortsjubiläum, welches er unter lebendiger Anteilnahme der Gemeinde feiern durfte. In die Zeit seiner Amtstätigkeit fiel der Brand der Stadtkirche am 11. Juli 1904. Die Botschaft hiervon erreichte ihn in Wildbad. Er eilte sofort zurück, und unter seiner wesentlichen Leitung erstand auf den Trümmern des alten das neue Gotteshaus, ein Bau, welcher ihm viel Mühe, dessen Vollendung ihm aber auch große Freude bereitete. Von höchster Stelle wurden seine Verdienste durch Verleihung des Ritterkreuzes 1. Klasse vom Albrechtsorden anerkannt.

 

Der Grenzbote 23. Mai 1911

 

Mitten in seiner Schaffensfreudigkeit raffte der Tod den rüstigen kräftigen Mann dahin. Am Vormittag des Karfreitages hatte er noch amtiert, am Nachmittag ward er plötzlich von schwerer Krankheit – Herzbeutelentzündung- befallen. Mit nur kurzen Unterbrechungen schwand das Bewußtsein, und lebhaftes Phantasieren stellte sich ein. Treue Liebe wachte und waltete an seinem Krankenlager. Nach heißem Ringen wurde er in der ersten Morgenstunde des 13. April sanft und friedlich zur Heimat in seligem Lichte geführt. Unter ungemein zahlreicher Teilnahme von nah und fern fand am 16. April die Beisetzung des Heimgegangenen statt. In der dichtbesetzten Hauptkirche hielt P. Wappler, der 20 Jahre lang mit dem Verstorbenen zusammen in der Gemeinde gewirkt hatte, die Trauerrede über Ps. 68,16. Superint. Dr. Klette-Oelsnitz sprach über Joh. 20,19 b und Pfarrer von Zezschwitz - Wohlbach im Namen der Adorfer Pastoralkonferenz. Als Sohn eines Schuhmachers hatte der Heimgegangene letztwillig verfügt, daß sein Sarg von den Mitgliedern der Schuhmacherinnung zu Grabe getragen werden sollte. Eine unendliche Fülle von Blumen deckte seinen Hügel.“

 

Einen besseren Text zum Leben und Wirken von Pfarrer Luther in Adorf kann man wohl kaum verfassen.

 

Klaus-Peter Hörr