Tischlerei und Glaserei Oskar Stöß

Ernst Oskar Stöß wurde am 25.Juli 1874 als Sohn des in Erlbach geborenen Handelsmannes Karl Ernst Stöß geboren. Seine Mutter Emilie Auguste Stöß wurde in Adorf geboren und stammt aus einer ehemaligen Erlbacher Papiermacherfamilie. Nach Abschluss der Bürgerschule besuchte er die Gewerbliche Fortbildungsschule und ging von 1888-1891 in die Lehre. Diese schloss Oskar Stöß am 31. März 1891 mit der Gesellenprüfung ab. Ab November 1899 war er laut vorliegenden Dokumenten selbständig tätig, obwohl er erst am 25. April 1905 die Meisterprüfung ablegte. Dass dies möglich war, belegt die unten aufgeführte Geschäftsanzeige aus dem Jahre 1904 im Adorfer Adressbuch.

Hier wird Oskar Stöß mit acht anderen Gewerbetreibenden unter der Rubrik „Bau- und Möbeltischler“ in der damaligen Bergstraße 19 (heute Bürgermeister -Todt-Straße 3) aufgeführt. Diese Geschäftsanzeige muss nicht unbedingt zu 100% sein damaliges tatsächliches Sortiment widerspiegeln. Mit dem gleichen Layout gibt es auch eine Anzeige von Tischlermeister Richard Strobel. Der individuelle Text lässt vermuten, dass er auf der einen Seite ein breites Handelssortiment am Lager hatte und auf der anderen Seite stark im Bautischlerbereich tätig war.

 

Wo und wie Oskar Stöß seine Spuren als Tischler in und um Adorf hinterlassen hat, ist bisher kaum bekannt. Vielleicht hat der eine oder andere noch einen Schrank, Tisch oder Stuhl von ihm in der guten Stube zu stehen. Oder öffnet jemand Tag für Tag eine über 100 Jahre alte Haustür von ihm ohne zu wissen, wer sie gebaut hat?

Neben seiner gewerblichen Tätigkeit war Oskar Stöß ehrenamtlich aktiv und hat damit in mehreren Vereinen der Stadt Adorf seine Spuren hinterlassen. Ab 1888 war er Mitglied in der Deutschen Turnerschaft, ab 1899 in der Schützengesellschaft und auch einige Jahre im Hausbesitzerverein.

Was wir von seiner handwerklichen Tätigkeit wissen, ist die Tatsache, dass Tischlermeister Oskar Stöß als Vorsitzender des Bauausschusses zur Errichtung des Ehrenmahls für die Gefallenen im Ersten Weltkrieg maßgeblich an dessen Errichtung mitgewirkt hat. Auf dem Bild unten links sehen wir ihn am rechten Bildrand ohne Hut und Oberlippenbart bei der Ankunft bzw. Entladung des Denkmalsockels am Bahnhof Adorf.

 
[1]       [2]      
 
   
 

Bei der Errichtung des Denkmals waren seine Kenntnisse als Bautischler sehr hilfreich.
Seine Tätigkeit und Mithilfe beim Bau des Kriegerdenkmals war nicht zufällig.
Im 1. Weltkrieg war er Landsturmmann und wurde mehrfach ausgezeichnet.
Bereits 1898 trat er dem Sächsischen Militärverein I bei und war dort ab
20. Januar 1907 Schriftführer. Ab 9. Januar 1910 bis Ende 1933 war er
Vorsitzender des Militärvereins I und anschließend Ehrenvorsteher.
Da war es ihm sicherlich ein doppeltes Bedürfnis an der Errichtung eines Denkmals
für seine gefallenen Kameraden mitzuwirken.
 
              
                      27. Januar 1910                                                                                29. Juli 1932
 

Auf dem undatierten Foto oben rechts sehen wir Oskar Stöß rechts neben den Kutscher
 mit dem Innungszeichen im Kreise der Mitglieder der Tischlerinnung bei einem Umzug
  ca. 1935. Als Tischlerobermeister stand es ihm zu, dieses Innungszeichen zu tragen.
   Im Hintergrund die Bahnanlagen des Güterbahnhofes.

Im Jahre 1912 wagte er als engagierter Bürger einen Ausflug in die Adorfe
r Kommunalpolitik und trat als gemeinsamer Kandidat des Städtischen Vereins
 und des Gewerbevereins zur Stadtverordnetenwahl im Dezember an. Mit 71 Stimmen
  reichte es nicht für einen Einzug in das Rathaus.
 
     
                                                         Oskar Stöß ca. 1933    

Nachfolgende Medaille befindet sich im Besitz seiner Nachkommen.
 Da Oskar Stöß in einer Mitgliederliste des Gewerbevereins des Jahres 1919
  nicht aufgeführt ist, stellt sich die Frage, ob die vorliegende
   Mitgliederliste

unvollständig ist und diese Medaille nicht für eine 25jährige Mitgliedschaft vergeben wurde sondern anlässlich des 25jährigen Bestehens des Gewerbevereins im Jahre 1883 angefertigt wurde. Somit könnte sie damals sein Vater erhalten haben. Oskar Stöß gibt in einem 1934 auszufüllenden  Fragebogen der Gewerbekammer eine Mitgliedschaft im Gewerbeverein Adorf nicht an. Es kann auch sein, dass diese Medaille von seiner Mutter Emilie Auguste Stöß stammt. Sie wird in den alten Adressbüchern von Adorf als Produktwarenhändlerin geführt und hat sicherlich das Geschäft des bereits 1886 gestorbenen Ehemannes fortgeführt. Ob ein Leser dieser Zeilen  nähere Informationen zum abgebildeten Orden geben kann?

Heute betreiben die Nachfahren von Tischlermeister Oskar Stöß am Ort seiner ehemaligen Tischlerei  in der Bergstraße 19, heute Bürgermeister-Todt-Straße 3, das Schuhhaus Trautloff mit einer Filiale im Kurort Bad Elster.

 

 

In beiden Filialen begegnet Ihnen Liebe zur Mode und Leidenschaft zu Schuhen. Sie finden dort modische und bequeme Markenschuhe.

Lassen Sie sich verführen von dem etwas anderen Schuhgeschäft mit außergewöhnlichem Charme.

Vielen Dank an Herrn Gottfried und Thoralf Trautloff für die Bereitstellung der Fotos und Informationen aus dem Familienarchiv.

Weitere Recherchen in den historischen Unterlagen des Gewerbevereins haben ergeben, dass Oskar Stöß laut Jahresbericht des Gewerbevereins auf das Jahr 1914 im Jahre 1914 freiwillig aus dem Gewerbeverein ausgetreten ist. Somit ist es praktisch nicht möglich, dass er oben abgebildete Medaille für eine 25-jährige Mitgliedschaft erhalten haben kann.

Klaus-Peter Hörr

März 2018

 



[1]Sammlung Perlmutter und Heimatmuseum Adorf

[2] Sammlung Peter Jacob