Das Restaurant
„Zur grünen Aue“ in Adorf i. V. |
Das
älteste Gashaus, welches ununterbrochen im Besitz
der gleichen Familie war, soll laut diversen Meldungen um das Jahr 1900 das
Gasthaus zum „Goldenen Löwen“ in Adorf gewesen sein. Einen Nachweis hierfür konnte
ich bisher nicht finden. Andererseits gibt es Gasthäuser bzw. Restaurants,
deren Besitzer bzw. Pächter in kurzer Folge wechselten, wie zum Beispiel das
Restaurant „Zur Grünen Aue“ in der Karlsgasse in Adorf. |
Ansichtskarte
Sammlung P. Jacob |
Im
Juli 1899 eröffnet August Piering seine
Restauration. Laut Adressbuch von 1904 fand man diese in der Carlsgasse Nr. 213. Dort traf man sich zum
Kaffee-Kränzchen, Preisskat, Bockbierfest oder auch der Veteranenverein zur
einer Versammlung. Was werden das für Veteranen gewesen sein? Waren es die
Herren am Stammtisch, die immer dort saßen? August Piering
hat sein Restaurant mindestens bis November 1909 betrieben. Ende
Dezember 1909 informieren Emil Enge und Frau, dass es in Piering’s
Restaurant eine neue Bewirtschaftung gibt. Das Konzept mit Bockbierfesten,
Gesellschaftszimmer, Garten- und Sommerfest behielten sie bei. Einer
Anzeige vom 16. September 1910 entnehmen wir, dass Emil Enge „Pierings Restaurant“ in „Grüne Aue“ umbenannt haben muss. |
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Eine
Restauration mit gleichem Namen gab es laut einer Anzeige von Juni 1875
bereits einmal in Schadendeck. Hier eröffnete F. Kehr seine Restauration an
der Neukirchner Straße. Wie
lange wird F. Kehr dort sein Bier ausgeschenkt haben? Wir können es heute
nicht genau sagen. Es kann angenommen werden, dass diese beiden
Restaurationen nur den Namen gemeinsam hatten. Emil
Enge bewirtschaftete das Restaurant in der Karlsgasse bis zum April 1911. Damals
informierte Ernst Wild, dass er das Restaurant „Zur grünen Aue“ pachtweise
übernommen hat. Bereits im Januar 1912 übernahm Hermann Schaller das
Restaurant des Herrn Temmler. Da bereits Emil Enge
in seiner Anzeige für Bier aus der Brauerei von Max Temmler
warb und im Adessbuch von 1914 nur der
Brauereibesitzer Temmler aufgeführt wird, ist davon
auszugehen, dass das Restaurant damals im Besitz des Brauereibesitzers war. |
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Im
Januar 1913 wird von Ewald Wunderlich mit „Sauers“ „Zur Grünen Aue“
eingeladen. Es wird doch nicht das Bier gemeint gewesen sein? Nein, es war
Geschling! In welchem Restaurant wird heute noch Geschling serviert? |
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Im
Mai 1915 wurde die Gastwirtschaft durch Gustav Enders als Wirt übernommen. So
muss das Foto für die Ansichtskarte am Eingang des Textes ab 1915 entstanden
sein. Mit
gleichem Konzept betrieb Gustav Enders das Restaurant bis November 1918. Es
ist überliefert, dass die Schutzleute über Jahre angewiesen waren, auf diese
Schankwirtschaft besonders Obacht zu geben. Die Vorschriften wurden dort
manchmal etwas kreativ ausgelegt. Im
November 1918 übernahm Marie Apel den Zapfhahn am Tresen. Das
Engagement von Marie währte nur ein gutes halbes Jahr bis Juli 1919. Gab es
Ärger mit dem Stammtisch? |
Walter
Joram kaufte das Restaurant und bewirtschaftete es selbst. Mit dem neuen
Besitzer wurde aus der „Grünen Aue“ eine „Weißen Elster“. Die
Jorams waren nicht lange Eigentümer des Restaurants. Bereits im Juni 1920 bot
Rechtskons. Petzold für einen auswärts wohnenden
Besitzer das Restaurant „Zur Weißen Elster“ inkl. freier Wohnung per 1. Juli
1920 zum Verkauf an. Konnte Walter Joram seinen abgeschlossenen Kaufvertrag
nicht erfüllen? |
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Der
Abschiedsfeier von Walter Joram Ende Juni 1920 folgte im August 1920 der
Einzugsschmaus von Hermann Ludwig und Frau. Ein Beleg dafür, dass hier das
Bier nicht schal wurde und Pächter kurzfristig zur Verfügung standen. Der
Zuspruch für den Einzugsschmaus von Hermann Ludwig und Frau muss nur mäßig
gewesen sein. |
Im
Oktober 1920 unternahm Marie Apel einen zweiten Anlauf. Zu
ihrem Einzugsschmaus im Dezember 1920 wurde Hollerbier
ausgeschenkt. Ob dies der Erfolgsgarant für die nächsten Jahre war? Oder
waren es bestimmte Dienstleistungen, die Frau Apel von ihrer Bedienung
forderte? Einen gerichtlichen Streit hierzu gab es im Jahre 1932. Am
14.6.1933 wurde Marie Apel die Schankkonzession entzogen. Wem ist bekannt, ob
mit dem Entzug der Schankkonzession für Frau Apel die Geschichte des
Restaurants in der Karlsgasse endete? |
Ein
Blick auf die Menge der ausgeschenkten Biere durch August Piering,
Emil Enge und Ewald Wunderlich zeigt einen relativ konstanten Bierabsatz für
die Jahre 1899-1914. Mit diesen ausgeschenkten Mengen lag das Restaurant in
der zweiten Hälfte der Adorfer Gastwirtschaften.
Dies wird an der Lage am Rande der Stadt gelegen haben. Die eine oder andere
Einbuße kann es durch die Wechsel der Wirte in den jeweiligen Jahren gegeben
haben. Auffallend ist, dass dort hauptsächlich das einfache Bier getrunken
wurde. Es
ist nicht auszuschließen, dass es bei den teilweise recht kurzen
Pächterwechseln noch den einen oder anderen bisher unbekannten Pächter gab. Klaus-Peter
Hörr März
2024 |