Holler-Brauerei Adorf - Brauhaus
Adorf |
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An
dieser und anderer Stelle habe ich in der Vergangenheit mehrfach über die
wechselvolle Geschichte Adorfer Gaststätten
berichtet. Es ist an der Zeit, auch einmal einen Blick auf die ortsansässigen
Brauereien zu werfen. Alle früher in Adorf ansässigen Brauereien gibt es seit
vielen Jahrzehnten nicht mehr. Bei den Recherchen musste ich feststellen,
dass über diesen Bereich der Adorfer Wirtschaft und
Gewerbes nur noch wenig bekannt ist, und die letzten Reste dieser Unternehmen
wie originale Gläser, Krüge, Flaschen, Bierfilze, Rechnungsformulare oder Emailleschilder in Sammlerkreisen hoch gehandelt werden.
Dies mag daran liegen, dass es Brauereien waren, die hauptsächlich regional
agierten und deren Untergang in Zeiten von statten ging, in denen nur wenige
darauf bedacht waren, sich entsprechende Erinnerungen zu sichern. Unten
abgebildeter Bierfilz, umgangssprachlich auch Bierdeckel genannt, das
Werbeplakat und das Werbeschild stammen aus der Sammlung des Adorfer Perlmutter- und Heimatmuseums. |
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Laut Eintrag im Sterberegister des
Standesamtes Adorf vom 4. Oktober 1900 wurde Johann Georg Holler am 17. Juli
1844 in Steppach bei Bamberg als Sohn des Brauereibesitzers Friedrich Holler
geboren. Wenn es sich nicht um eine Namensgleichheit handelt, war Friedrich
Holler nach meinen Recherchen auch Gastwirt auf dem dortigen Felsenkeller,
Oekonom (Landwirt) und Posthalter. Was wird Georh Holler veranlasst haben,
ins Vogtland zu gehen? War es die Liebe, die schöne vogtländische Landschaft
oder die Tatsache, dass er eventuell ältere Brüder hatte, die in der Erbfolge
für den väterlichen Besitz vor ihm standen? Werner
Pöllmann schreibt in einem Text über das Rittergut
Breitenfeld (Neikirnger Heimatbote 1/2020), dass Georg
Holler bereits im Jahre 1873 dort Brauer war und 1874 in Breitenfeld sein
ältester Sohn geboren wurde. Den Tod von Johann Georg Holler am
3. Oktober 1900 zeigte sein ältester Sohn Albin Curt Holler beim zuständigen
Standesamt in Adorf an. |
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Die Traueranzeige belegt die Verbindungen der Familie nach Bayern über
Jena bis nach Amerika. Die nachfolgende Anzeige vom 20. Oktober 1900 zeigt, dass Cäcilie verw.
Holler die Brauerei unter alten Namen weiterführen wird. Die Stellung der
Frauen in der Gesellschaft war damals noch eine andere als heute. Vom
Wahlrecht waren sie noch lange ausgeschlossen und für viele Dinge benötigten
sie das Einverständnis des Ehegatten. In Adorf gab es einige Beispiele dafür,
dass Witwen das Geschäft des verstorbenen Ehemannes erfolgreich über viele
Jahre fortführten. |
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Einen
interessanten Abriss der Firmengeschichte der Holler-Brauerei liefert uns ein
Bericht anlässlich des 50jährigen Firmenjubiläums im Adorfer
Grenzboten vom 14. Dezember 1935. „50 Jahre Holler-Brauerei. Morgen
Sonntag vollendet sich ein halbes Jahrhundert, seitdem hier die Hollersche Brauerei in Betrieb gesetzt worden ist. In den
80er Jahren war der aus Bayern gekommene Georg Holler Braumeister in der
Bürgerbrauerei zu Adorf. Da er das Bestreben nach Selbständigkeit hatte,
kaufte er im Frühjahr 1885 an der Elsterstraße ein Grundstück und errichtete
sich eine nach heutigen Verhältnissen bescheidene Brauerei, ein Gebäude mit
zwei Fenstern, und ein Nebengebäude; zwei Jahre später wurde dann erst das
Wohnhaus gebaut. Die Brauerei entwickelte sich weiter, sodaß
der Anbau eines Gärkellers sowie der Aufbau eines Eiskellers möglich wurden.
Da der 18 Meter tiefe Brauereibrunnen nicht genügend Wasser lieferte, wurde
etwa 600 Meter oberhalb der Brauerei gebohrt und ein gutes, von der Versuchs-
und Lehrbrauerei Berlin und München „als bestes und mildes Wasser zum
Bierbrauen“
anerkanntes Quellwasser gewonnen. Im Jahre 1900 starb nach
vieljähriger Krankheit der Gründer der Hollerbrauerei,
Georg Holler, und die praktische Weiterführung des Brauereibetriebes ging in
die Hände seines Sohnes Paul Holler über. Die Witwe des Gründers, Frau
Cäcilie Holler, die heute im 83. Lebensjahre steht, hat vom Tode ihres Gatten
an bis ins hohe Alter tatkräftig am Weitergedeihen ihres Betriebes
mitgewirkt. Im Laufe der Jahre nahmen auch die beiden anderen Söhne - Kurt
und Willy Holler - an der Geschäftsführung lebhaften Anteil. Vor etwa 30
Jahren wurde ein neuzeitlicher Lager- und Eiskeller errichtet, dessen
Temperatur selbst im Hochsommer nicht über 2 Grad Wärme steigt. Bemerkt sei, daß die Hollerbrauerei im Jahre
1914 zwei Heereslieferungen nach Frankreich und eine nach Rußland
auszuführen hatte. Nach dem Kriege am 1. Januar 1919 übernahmen die jetzigen
Inhaber, Herren Paul und Kurt Holler, den Brauereibetrieb. Herr Willy Holler mußte sich infolge eines Unfalls von der weiteren
Mitarbeit zurückziehen. Rastlose Arbeit der Inhaber und eine einwandfreie
Qualität ihres Bieres wirkten sich für das Unternehmen sehr günstig aus, sodaß der Name Hollerbräu heute
weit über die Grenzen unseres oberen Vogtlandes hinaus einen guten Klang hat.
Zum morgigen Ehrentage werden die zahlreichen Freunde des vorzüglichen Hollerbräu seinen Erzeugern die besten Wünsche für ein
weiteres Gedeihen entgegenbringen.“ |
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In
einer Publikation unter dem Titel „Deutschlands Jubiläumsfirmen
Handelskammerbezirk Plauen“ aus dem Jahre 1927 ist vermerkt, dass die
Elstertal-Brauerei Georg Holler Adorf i. Vogtl. im
Jahre 1884 gegründet wurde. Obiger
Artikel könnte die Differenz zw. Firmengründung 1884 und 50jähriges Jubiläum
erklären. In diesem wird davon gesprochen, dass am 15. Dezember 1885, ein
Dienstag, die Brauerei in Betrieb gesetzt wurde. Gegründet wurde die Brauerei
demnach schon 1884. Bis zum Betriebsbeginn hat es dann gut ein Jahr
gebraucht. Dieser
Bericht über eine 50jährige Firmengeschichte zeigt ein typisches Beispiel vom
Traum eines Fachmannes nach einem eigenen Unternehmen, welchen er mit Fleiß,
Qualitätsprodukten und großer Unterstützung der gesamten Familie umsetzte. Die
hohe Qualität der Biere aus der Adorfer
Holler-Brauerei beschreibt nachfolgender Bericht vom Juni 1907 über die
Gastwirtschafts-Ausstellung zu Falkenstein. „Die Elstertalbrauerei der Firma Georg
Holler, hier, hat auf der Gastwirtschafts-Ausstellung zu Falkenstein die
goldene Medaille auf ihre Brau-Erzeugnisse erhalten. Die genannte Brauerei
hat in ihrem in der Ausstellung errichteten Bierkeller, wo man sich sehr
gemütlich fühlt, drei Sorten Bier ausgeschänkt und
zwar ein gern getrunkenes Deutsch-Pilsner, ein süffiges
Münchner und ein gutes Lager, sämtlich aus der Hollerschen
Brauerei. Daß die Hollerbiere
vortrefflich gemundet haben müssen, beweist die Tatsache, daß
Ausstellungsbesucher vier bis fünf Mal sich im Hollerschen
Bierkeller wieder eingefunden haben mit dem Bemerken, daselbst das beste Bier
der Ausstellung zu erhalten.“ Die
Biere aus Adorf mundeten nicht nur im Vogtland. Auch in Belgien wurden die
Biere im gleichen Jahr von königlicher Hand ausgezeichnet. |
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Für
ein gutes Geschäft waren gute Beziehungen zu den lokalen Gaststättenbesitzern
bzw. Pächtern notwendig. Es wurde immer wieder erzählt, dass damals unter
Geschäftsleuten der Spruch galt: „Leben und leben lassen“. Es wurde ab und zu
auch bei einer anderen Brauerei oder einem anderen Vertreter eine Lieferung
bestellt. Beleg dafür könnte sein, dass in den Listen über die ausgeschenkten
Biere der Gastwirtschaften immer wieder Biersorten in geringen Mengen
auftauchten, die eigentlich nicht zum Stammsortiment zählten. In
den städtischen Verzeichnissen der in Adorf i.V. verschenkten Biere tauchten
in den Jahren 1904/05 auch die Namen Georg und Kurt Holler für verschiedene
Gaststätten auf. Dies kann bedeuten, dass sie entweder Eigentümer bzw.
Pächter dieser Gaststätten und somit für die Zahlung der Schankgewerbesteuer
verantwortlich waren. Auch heute soll so manche Gastwirtschaft Eigentum einer
Brauerei sein, um den Absatz des eigenen Bieres zu sichern. Bei
den Hollers betraf die damals das „Feldschlösschen“, das „Deutsche Haus“ und
die „August Ruh“. Warum zu dieser Zeit die Herren Holler hier aufgeführt
sind, müsste separat recherchiert werden. Im Jahre 1911 verkaufte August
Kohle das Restaurant „Zum goldenen Stern“ an die Firma Georg Holler. Ein Jahr
später übernahm August Schreckenbach, zuvor Wirt
der „Deutschen Flotte“ die Pacht des Restaurants „Zum goldenen
Stern“/Garküche. August
Schreckenbach und die Hollers waren in der
Elsterstraße seit 1891 so gut wie Nachbarn und hatten anscheinend guten
Kontakt. Im Mai 1893 unterschrieb Brauereibesitzer Georg Holler eine Petition
zu Gunsten der Erteilung einer Schankkonzession für August Schreckenbach. Diese Petition war leider wie weitere
Anläufe über 20 Jahre erfolglos. Im Dezember 1893 übernahm der Brauer Paul
Holler die Patenschaft über die Tochter Helene von August Schreckenbach.
Was wird sein Taufgeschenk gewesen sein? |
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Dieses Foto aus der Zeit um den Jahreswechsel
1916/17 zeigt drei stolze Brauer, die nicht verleugnen können, miteinander
verwandt zu sein. Herr Reinhold aus Berlin fragte sich, was die drei Herren
auf dem obigen Bild für Uniformen tragen. Waren es Dienstuniformen aus dem
Brauereigewerbe oder doch Felduniformen, die im Ersten Weltkrieg getragen
wurden? Er holte hierfür eine Expertise von Fachleuten aus dem
Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden ein. Dr. Gerhard Bauer antwortete ihm wie folgt: „Die drei gewichtigen Herrschaften tragen vorschriftsmäßige
Felduniformen, die auf die 1907 eingeführten Feldröcke zurück
gingen. Nachdem das Foto von 1917 stammt, nehme ich aber an, dass es
sich um spätere Varianten des ersten Feldrockmusters handelt. 1913 wurde ein
"Feldrock nach Landsturmschnitt"
eingeführt, dessen Unterschiede zum 1907er Modell äußerlich nicht sichtbar
waren. 1915 kam zusätzlich ein "vereinfachter Feldrock"
zur Ausgabe, an dem die Paspelierung entfallen war. Die Aufnahme ist in
diesem Fall nicht detailreich genug, um feststellen zu können, ob nicht die
außenstehenden Soldaten den vereinfachten Feldrock
tragen. So oder so wurden bis Kriegsende alle seit 1907 eingeführten Modelle
getragen, solange sie instandgehalten werden konnten. Dabei galt allerdings,
dass man zumindest versuchte, die aktiven Regimenter mit dem modernsten
Material auszustatten, während die Landwehr und vor allem der gewöhnlich in
der Etappe und im Hinterland der Fronten, sowie in der Heimat eingesetzte
Landsturm (ungediente, tauglich gemusterte oder zuvor zurückgestellte Männer
zwischen 17 - 39 Jahren und noch taugliche Männer zwischen 39 und 45 Jahren)
oft ältere Uniformierung, Bewaffnung und Ausrüstung nutzen musste. Ganz
sicher handelt es sich bei dem mittig stehenden Herrn um einen Unteroffizier.
Auch die beiden anderen könnten Unteroffiziere sein. Darauf deuten die
Schirmmützen hin. Ich meine aber auch - und das wäre für den Dienstgrad
ausschlaggebend - an den Krägen Rangtressen zu erkennen. Leider kennen wir
die Farbe der Besatzbänder an den Mützen nicht. Sie erscheint mir aber so
dunkel, dass es sich um Schwarz, die Waffenfarbe der Feldartillerie handeln
könnte. Auch die Form der Ärmelaufschläge
deutet darauf hin. Das ist aber nur eine Vermutung. Der Truppenteil ist nicht
zu identifizieren. Es liegt nahe, dass es sich um Angehörige des sächsischen
Heeres handelt. Um das zu verifizieren, müsste man die Farben der
Landeskokarde (untere Kokarde auf der Mütze. Oben saß immer die Kokarde in
den Reichsfarben). Wir werden auch nicht herausbekommen, ob die drei
mutmaßlichen Unteroffiziere bei einem aktiven, Reserve-, Landwehr- oder
Landsturm-Truppenteil standen. Dazu müsste man wissen, wie die Landeskokarde
genau gestaltet ist. für Reserve, Landwehr und Landsturm gab es Kreuze als
Auflagen für die Kokarden, die den jeweiligen Status anzeigten. Ich tendiere
in dem Fall zur Reserve oder zur Landwehr, weil die Uniformierung
einheitlicher erscheint als es sie beim oft stiefmütterlich behandelten
Landsturm war. Vielen Dank an die Herren in Berlin und Dresden für die
interessante Ergänzung dieses Textes. |
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Von
der angespannten Situation in der Kriegswirtschaft wurde auch das Bier der
Elstertal-Brauerei von Georg Holler nicht verschont. Hopfen und Malz standen
anscheinend nicht im erforderlichen Maße zur Verfügung. Man fand mit dem
„Hopfengold“ eine Alternative. Gemäß Verordnung des Ministeriums des Innern
im Königreich Sachsen vom 20. März 1917 wurde amtlich festgestellt, dass
nicht alles Gold ist was glänzt. Mit dem „Hopfengold“ wurde unter der lfd.
Nr. 143 eines von vielen Ersatzmitteln vom Handel innerhalb Sachsens
ausgeschlossen. Ob dieses „Bier“ noch nach Bayern ausgeliefert werden durfte
ist nicht bekannt. Sicherlich war mit dem „Hopfengold“ die Grenze des guten
Geschmacks überschritten. |
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Ob
es gut fürs Geschäft war, wenn man im gleichen Metier die Familienbande
knüpfte? Oder war es eher ein Zufall, dass Paul Holler mit seiner Verlobten
eine Frau aus der gleichen Branche fand? |
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Ob
Hedwig Riedel auch aus der Brauereibranche kam, konnte bisher nicht eindeutig
recherchiert werden. Ich bekam den Hinweis, dass zu dieser Zeit „Meyers“ einige
Wirtshäuser in der Gegend um Neuensalz, Altensalz
und Theuma besessen haben sollen. Ob Hedwig geb.
Meyer aus dieser Familie stammt, ist offen. Wenn ja, wäre es eine durchaus
interessante Verbindung zw. Industrie und Gaststättengewerbe. In der Firmengeschichte
der Holler-Brauerei wurde erwähnt, dass Willy Holler sich nach Kriegsende im
Jahre 1919 wegen eines Unfalls aus dem Geschäft der Holler-Brauerei
zurückziehen musste. Dieser Zeitpunkt fällt mit dieser Hochzeit zusammen. |
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Laut
Ahnenforschungsportal „ancestry“ wurde Alwin Curt
Holler am 13. Dezember 1874 in Breitenfeld geboren und verstarb am 3. Januar
1938 in Adorf. Gertrud Ida Camphausen wurde laut
gleicher Quelle am 12. August 1890 in Adorf geboren. Demnach gründete Curt
Holler relativ spät eine eigene Familie. |
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Ob
das Kennenlernen von Curt Holler und Gertrud geb. Camphausen
rein zufällig war? Trafen sich beide das erste Mal bei Ballmusik im
Feldschlösschen? Ob hier die Mütter Clara verw. Camphausen
und Cäcilie verw. Holler beim Kaffeekränzchen etwas arrangiert haben? Das
entsprechende Alter für eine Vermählung hatten ihre beiden Kinder allemal. Das
Brauereigeschäft war damals wie heute nicht einfach. Mal fehlte es an
geeignetem Personal und manchmal am Leergut. Themen, die wir auch heute
regelmäßig in der Presse lesen. |
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Der
Aufruf zur Flaschenrückgabe stammt aus dem Jahre 1916. Er muss wenig Gehör
gefunden haben. Die Folge war eine generelle Einführung des Flaschenpfands.
Wenn man die Anzeige aufmerksam liest, stellt sich die Frage, ob es damals
schon Flaschen ohne Bügel und Gummi in Deutschland gab. Oder wurde das
Pfandgeld reduziert, wenn Gummi und/oder Bügel fehlte? Herr
Weigert erinnert sich an die mahnenden Worte seiner Oma und Tante: „Lasst den
Gummiring auf der Flasche, wir kriegen sonst kein Pfand mehr zurück:“ |
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Ob
es zu dieser Zeit bereits den Kronenkorkenverschluss in Deutschland gab? Das
Patent hierfür wurde laut Wikipedia 1892 vom Erfinder William Painter aus Baltimore angemeldet. Damals hatten die
Kronenkorkenverschlüsse noch 24 Zacken. Und heute? Zählen Sie doch einfach
einmal nach. Ich
erinnere mich noch gut an die Zeit Mitte/Ende der 1980iger Jahre. Im
Konsument-Warenhaus Plauen (heute Landratsamt) ergatterte man ab und zu in
der Lebensmittelabteilung im Obergeschoß die eine oder andere Bügelflasche
mit Wernesgrüner Bier. Nicht jede leergetrunkene
Flasche wurde gleich wieder zurückgegeben, sondern zweckentfremdet verwendet.
Nicht immer ging die Pfandflasche mit Gummi zurück. Da dieser Gummi nicht das
ewige Leben hatte, musste dieser bei den privat benutzen Flaschen ab und zu
ausgetauscht werden. Wie
sicherlich bekannt, stammt auch die Bierdose aus Amerika. In einem Bericht
aus dem Jahre 1935 soll mit ihr 55 % am Verpackungsgewicht und 64 % an der
Raumbeanspruchung gespart worden sein. Das Pfandsystem hatte sich mit der
Einführung der Bierdosen für dieses Sortiment erledigt. Weiterhin konnte mit
einer kürzeren Pasteurisation gearbeitet werden, da das Bier nicht wie in
Glasflaschen dem Licht ausgesetzt ist. Bei den Kunden soll diese Verpackung
gut angekommen sein und zu einer Umsatzsteigerung geführt haben. Dass
das Holler-Bier nicht nur gut gegen den Durst, sondern auch Garant für eine
ruhige Hand und einen scharfen Blick war, belegt die Tatsache, dass im 100.
Jahr der Fahnenweihe der privil.
Schützengesellschaft im Jahre 1922 Herr Brauereibesitzer Kurt Holler am 6.
Juni 1922 die Königswürde errang. Es ist zu vermuten, dass zu diesem Anlass
keine Kehle trocken blieb. |
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Obiger
Werbespruch muss sehr nahe an der damaligen Realität gewesen sein. Die
geschalteten Anzeigen der Brauerei hielten sich nach meinen Recherchen sehr
in Grenzen. Im
Jahre 1929 erfolgte eine Umbenennung der unter Handelsregister Nr. 158
eingetragenen Firma Georg Holler in Adorf in Brauhaus Adorf Georg Holler. |
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Sammlung Perlmutter- und Heimatmuseum Adorf |
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Zum
1. April 1941 wurde die Brauerei an Dr. Alfred Böhme verkauft. Er bestellte
Herr Erich Wolff aus Adorf zum Betriebsführer. Dieser Umstand lässt darauf
schließen, dass der neue Eigentümer nicht am Ort war und die Geschäfte nicht
selber übernehmen konnte oder wollte. Beide Herren sind im Adressbuch des
Jahres 1942 nicht in Adorf zu finden. Ein Dr. Alfred Böhme findet sich im
Adressbuch von Berlin des Jahres 1943 als Bankier. |
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Die
Geschwister Holler zogen im Juni 1941 nach Jocketa
und wünschten allen Freunden und Bekannten ein herzliches Lebewohl. Was
wird der Grund für diesen Verkauf gewesen sein? Wenn wir davon ausgehen, dass
Curt Holler im Jahre 1874 geboren wurde, wäre er 1941 67 Jahre alt gewesen.
Somit waren seine Brüder zu diesem Zeitpunkt auch im Rentenalter. |
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Obiger
Briefkopf aus dem Archiv der Stadtverwaltung Adorf zeigt eine gelungene aber
nicht übertriebene Gestaltung. In Briefbögen so mancher Firma aus der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts sind imposante Firmenanlagen zu sehen, die man
sich heute so gar nicht vorstellen kann. Bei der Rechnung aus dem Jahre 1890
aus der Sammlung von Familie Jung fragt man sich, ob es sich hierbei um ein
gedrucktes universelles Formular handelt, oder ob hier der Kontorschreiber mit gestochener Schrift und Feder das
Formular eigenhändig erstellt hat. Seinen Zweck hat es erfüllt. Es wurden
vier Monate rückwirkend die Lieferungen berechnet und dankend bezahlt. Ob die
Brauereien heute auch so großzügig sind? |
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Laut
einem Schreiben von Gastwirt Kurt Thomä vom 8. September 1945 an den Adorfer Bürgermeister bezüglich einer Schankkonzession
für die Gastwirtschaft „Zeppelin“ wissen wir, dass zu diesem Zeitpunkt das
Brauhaus Adorf seinen Betrieb wieder aufgenommen
hatte und demnächst mit dem Ausstoß beginnen wollte. Wenn er hier von einem
beginnenden Ausstoß sprach, wird man sicherlich mit einem kräftigen
Holler-Bock begonnen haben. Im
Sächsischen Landesadressbuch von 1948 wird unter Adorf, Elsterstr. 50 ein
Brauhaus aufgeführt. Demnach wurde zu dieser Zeit in Adorf noch Bier gebraut. Bei meinen Recherchen zur Gewerbegeschichte der
Stadt Adorf und dem Sortieren meines Materials musste ich feststellen, dass
die Brauerei Georg Holler bzw. das Brauhaus Adorf eher selten in Erscheinung
trat. Die Fa. Holler hat sicherlich mit einem gutem Biersortiment
und entsprechendem Service für sich und seine Produkte geworben. Als
Eigentümer bzw. Pächter verschiedener Gastwirtschaften sorgen sie zusätzlich
für den Absatz ihres Bieres. Dass die Brauerei ein gutes Verhältnis zu den
Wirten gehabt haben muss, beweist die Tatsache, dass anlässlich des
30jährigen Gastwirtsjubiläums von Franz Meissner im Jahre 1935 berichtet
wurde, dass er gleichzeitig in diesen 30 Jahren Pächter von Gastwirtschaften
der Brauerei Holler war. Am
5. Januar 1951 informiert das Amtsgericht Oelsnitz, dass über das Vermögen
des Dr. Alfred Böhme, Adorf (V.) Elsterstr. 50, jetzt Berlin, (Alleininhaber
der Fa. Brauhaus Adorf Georg Holler) am 14. Dezember 1950 10.00 Uhr das
Konkursverfahren eröffnet wurde. Wer diese Information richtig liest, der
erkennt, dass über das Vermögen des Dr. Alfred Böhme das Konkursverfahren
eröffnet wurde. Damit war das Brauhaus Adorf Teil der Konkursmasse und selbst
nicht zwingend insolvent. Ob der Konkursverwalter das Brauhaus Adorf an einen
Interessenten verkaufen konnte? Oder war damit auch für das Brauhaus Adorf
Georg Holler Hopfen und Malz verloren? Laut
Onlinerecherchen in den Beständen des Staatsarchivs Chemnitz soll es 1937
eine Umschreibung der Handelsregisternummer von Blatt 158 auf HRA 28 gegeben
haben. Die Löschung des Handelsregistereintrages beim Rat des Kreises
Oelsnitz soll 1969 erfolgt sein. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich mit
Sicherheit der letzte Holler-Bock seine Hörner abgestoßen. Das
nachfolgende Bild aus der Sammlung von Peter Jacob aus dem Jahre 1914 zeigt,
dass die Holler-Brauerei ein recht großes Unternehmen war. Im
Bild darunter sieht man hinten links noch ein Gebäude der Holler-Brauerei.
Ein Beleg dafür, dass das Betriebsgelände damals von der Elsterstraße bis zur
heutigen Lessingstraße reichte. |
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Weitere
Recherchen in Adorf ergaben, dass von der LPG Adorf im ehemaligen Wohnhaus
der Hollers (rechter Gebäudekomplex) Wohnungen für ihre Mitglieder ausgebaut
wurden. Dies muss der Stadtverwaltung verborgen geblieben sein. Ein Mieter
aus der Zeit von 1982-1984 erzählte, dass er im Wohnungsamt unterschreiben
musste, dass er die „baufällige“ Wohnung auf eigene Kosten renoviert. Diese
Unterschrift leistete er gerne und hatte so mit seiner jungen Familie eine
annehmbare Wohnung. Nach seinen Informationen muss in diesem Gebäudekomplex
auch Ofensetzer Scheibchen eingemietet gewesen sein. Am
14. Juni 1989 um 17 Uhr löste sich der stolze Rest der Holler-Brauerei in
Staub auf. Heute kann man sich kaum vorstellen, dass sich an dieser Stelle
einst ein solch großer Gebäudekomplex befand. Dank Peter Götz wurden die
letzten Minuten der Holler-Brauerei-Geschichte im Bild festgehalten und für
diesen Beitrag zur Verfügung gestellt. |
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Ob
es noch Aufnahmen mit den kräftigen Brauereipferden oder den Kraftfahrzeugen
der Brauerei Holler bei der Auslieferung des Bieres oder bei einem Festumzug
gibt? Ich
möchte mich bei allen bedanken, die mir für diese Firmengeschichte Hinweis
gaben und Material zur Verfügung stellten. Klaus-Peter
Hörr April
2020, Aktualisierung Mai 2021 / Nov. 2022/ Dezember 2023 |
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