Sr. Majestät König Johann in Adorf |
Im
Sächsischen Staatsbad Bad Elster wird der Königlich-Sächsischen Geschichte
des Ortes in vielfältiger Art und Weise gedacht. Kein Wunder, waren doch
Vertreter des Sächsischen Königshauses regelmäßig in Bad Elster zu Gast und
unterstützten die Entwicklung des Ortes im besonderen Maße. Bad Elster war
für den Sächsischen König Ort der Erholung, der Jagd und Ausgangspunkt für
Reisen durch das obere Vogtland. Obwohl königlicher Besuch in größeren
Abständen auch in Adorf weilte, erinnert nach meinem Kenntnisstand kaum etwas
daran. Über den einmaligen Besuch von Meister Goethe informiert wie
selbstverständlich eine Tafel auf dem Markt. Da Vertreter aus Adorf in der
Zeit um 1848 nicht zwingend Freunde des Königshauses in Dresden waren, könnte
man annehmen, dass die Verehrung gegenüber dem König in Dresden eher geringer
war. Nachfolgender Bericht über einen Besuch von König Johann am 23. Juli
1860 widerlegt dies. Bereits vier Jahre vorher, zum großen Stadtbrand 1856
spielten die revolutionären Ereignisse von 1848 laut den Berichten in Bezug
auf das Verhältnis zwischen Dresden und Adorf keine Rolle mehr. |
Adorf, den
23. Juli 1860 „Der 23. Juli war für unser Adorf ein
hoher Festtag, indem an demselben Sr. Majestät unser geliebter König, Johann,
unsern Ort durch seine Gegenwart beglückte. Festliches Glockengeläute verkündete
gegen 6 ½ Uhr das Nahen des theueren Landesvaters,
welcher vor 4 Jahren an unserem Brandunglück so mildthätigen
und innigen Antheil genommen; - und geleitete ihn bis zu seiner Ankunft an
das Königliche Gerichtsamt. An der zu seinem Empfange errichteten
Ehrenpforte, deren von dem Hrn. Pfarrer Lohse entworfenen Inschrift: |
Dem König,
der in Flammenleid Ein
Vaterherz der Stadt geweiht, Steigt
glühend aus der Brandverheerung Der Treue
und das Danks Verehrung den innigsten Dank und die herzliche
Verehrung der Bewohner so recht aus dem Herzen aussprach, wie der reiche und
sinnige Jubelschmuck der Stadt und die begeisterte Haltung derer bewies, die
ihr angehören, - begrüßten die städtischen Behörden nebst den Herren
Geistlichen und Lehrern den Bürgermeister, Hrn. Schmidt, an der Spitze den
geliebten Landesherrn. Ihnen zunächst standen die Kinder der ersten Knaben-
und Mädchenklasse, woran sich das uniformierte Bürgerschützenkorbs, sowie die
Mitglieder des hiesigen Militärvereins schlossen. Sr. Majestät geruhten den feurigen Erguß des dankbaren Adorf, aus dem Munde des Hrn.
Bürgermeister Schmidt, mit hoher Befriedigung entgegen zu nehmen und gingen
darauf, nachdem die erfreuliche Mitteilung gemacht war, daß
der niedergebrannte Theil nun wieder
aufgebaut sei, in Begleitung des Stadtraths
und der Herren Stadtverordneten, sowie der Herren Geistlichen in das
Königliche Gerichtsamt, wo ein klassischer Gruß den theueren
König in den Worten feierte: Serenissimo, Potentissimo Saxoniae Regi, Principi Sapientissimo, Patri Patriae Saluten! und der Ausdruck der Ehrfurcht und
Huldigung von dem Hrn. Kreisamtmann Herold, der an der Spitze der Königl. Beamten, Friedens- und Amtsrichtern vor dem
Amtshause stand, in Worte gekleidet ward. Sr. Majestät geruhten nach kurzem
Aufenthalte von dem Königlichen Gerichtsamte sich in die Frohnveste
zu begeben und nahmen dann die neu wieder hergestellte Gottesackerkirche in
Augenschein. Von da begab sich Sr. Majestät in
unsere festlich und äußerst geschmackvoll dekorierte Bürgerschule, an derem Portal das vereinigte Lehrerkollegium den
herzlichen Gruß angebracht hatte: Dem theuren
Landesvater, der Jugendbildung Freund und Schirm. Vor der Schule empfing Hr. Pfarrer
Lohse als Lokalschulinspektor, an der Spitze der ersten Mädchenklasse,
welche, da sie noch keinen Unterricht hatte, in Doppelreihen aufgestellt war,
Sr. Majestät in einer eben so herzlichen als
gediegenen Ansprache, die eine eben so huldreiche,
als gnädige Aufnahme und Erwiederung fand. Hierauf geruhten Sr. Majestät, nachdem
der Baccalaureus Walther ein kräftiges Hoch auf den
theuren König ausgebracht, nebst hohem Gefolge die
Schule zu betreten und in der 1. Knabenklasse, wo der Rektor Meyer den Einfluß des heiligen Geistes
auf das christliche Herz mit Rücksicht auf die heiligen 10 Gebote erklärte,
sowie in der 2. Mädchenklasse, wo der Organist Schlegel in der sächsischen
Geschichte den Vater August als Herz des deutschen Reiches darstellte, mit
großer Theilnahme und Wohlgefallen beizuwohnen. Sr.
Majestät geruhten dieses gegen beide Lehrer in gnädigster Weise auszusprechen
und wurden bei dem Fortgang aus der 1. Knabenklasse noch besonders erfreut,
durch den gelungenen Gesang unseres herrlichen Liedes: Dem König segne Gott!- das die Klasse betend sang und Sr. Majestät
sichtlich gerührt mit gefalteten Händen anhörte. Darauf grüßten Sr. Majestät
noch huldreich die Schüler der 2. und 3. Knabenklasse in ihren Klassenräumen
und entfernten sich, wie ausdrückliche Mittheilung sagt, unter dem Ausdrucke
höchster Befriedigung, nach einem Aufenthalte von
über ¾ Stunden. Als Sr. Majestät die Schule verließen,
ertönte feierliches Geläute, das den theueren
Landesvater noch weit begleitete. Unter begeisterten Hochs und
Segenswünschen setzten Dieselben hierauf 8 ½ Uhr ihre Reise nach
Markneukirchen weiter fort.“ Dem
aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass nicht berichtet wird, dass
den Ehrengästen seitens der Stadt Ehrengeschenke übergeben wurden. Ob die
Firma F. A. Schmidt zu diesem Zeitpunkt noch keine für den König geeigneten
Perlmutterwaren im Sortiment hatte? Lange kann dies aber nicht mehr gedauert
haben, denn bereits 1863 wurde Herrn Schmidt das Prädikat einen
Hoflieferanten verliehen. Klaus-Peter
Hörr |