|
Friseur Max Emil Joram Häßlerstraße 2 in Adorf, heute Eduard-Krenkel-Straße |
|
|
Max Emil Joram wurde am 24. Oktober 1877 in
Adorf als Sohn eines Webers aus Marieney geboren. Der Beginn seiner Friseurtätigkeit in Adorf
ist für mich wegen unterschiedlicher Verwendung des Vornamens nicht ganz
eindeutig. Vom März 1896 gibt es eine Anzeige zur
Geschäftseröffnung von E. Joram am Kirchplatz (Nr. 87b) im Hause der
Witwe Voit. betr. eines Barbier- & Friseur- Geschäfts. E. kann durchaus
für Emil stehen. |
|
|
Der
Grenzbote 21. März 1896 |
Adressbuch
Adorf 1896 |
|
Der Grenzbote 6. August
1902 |
Adressbuch
Adorf 1904 |
|
Lebte und arbeitete Max Emil Joram vor 1896
in Remtengrün, wo seine beiden Eltern 1890 bzw.
1937 verstorben sind? Mit einer Anzeige vom August 1902 informiert
Max Joram über einen Umzug in die Hauptstraße Nr. 3 in das Haus des Herrn Rohland. Laut Adressbuch von 1904 hatte er auch zu diesem
Zeitpunkt sein Geschäft noch dort. Eine Anzeige vom Oktober 1902 verrät, dass
Max Joram davor bei Glasermeister Adler praktiziert hat. In der Mitgliederliste des Gewerbevereins
Adorf vom 1. März 1919 wird Friseur Max Joram mit dem Eintrittsdatum 3.
September 1902 aufgeführt. |
|
|
Der Grenzbote 1. Oktober 1902 |
Adorfer Grenzbote 29. April
1935 |
|
Warum wird er so oft sein Geschäft verlegt
haben? War die Miete zu hoch oder die Kundenfrequenz zu gering? Laut einer Zeitungsmeldung vom April 1935
wurde Friseurmeister Max Joram für seine 30jährige Amtstätigkeit als
Schriftführer und Obermeister der Friseurinnung geehrt. Demzufolge müsste er diese Funktion bereits
1905 übernommen haben. War er bereits 1905 Friseurmeister? Am 10. Oktober
1906 wurde Max Emil Joram das Bürgerrecht der Stadt Adorf verliehen. Nachfolgend jeweils ein undatiertes Foto aus
jüngeren und späteren Jahren. |
|
|
|
|
|
Auf verschiedenen Fotos ist zu erkennen,
dass ein Friseur damals neben den eigentlichen Dienstleistungen auch ein
bestimmtes Sortiment an Drogerie- und Hygieneartikel im Angebot hatte. Dies
ist heute nicht anders. In den Adressbüchern von 1914-1948 wird Max
Joram jeweils unter der Anschrift Häßlerstraße 2
geführt. Im Jahre 1914 wird er letztmalig mit dem Doppelnamen Max Emil
geführt. Ich gehe davon aus, dass es sich hierbei immer um die gleiche Person
handelte. Dies auch deshalb, da es in den Adressbüchern von Adorf (außer
1914) immer nur einen Eintrag unter dem Familiennamen Joram gab. Der im
Adressbuch von 1914 aufgeführte Klempner Emil Max Joram in der Elsterstr. 26
ist meiner Meinung nach nicht identisch mit E. Joram aus der Anzeige vom März
1896. Eine Verwandtschaft will ich nicht ausschließen.
Adressbuch Adorf
1914 |
|
|
Im Dezember 1919 veröffentlichten acht
Friseure aus Adorf in einer Anzeige ihre neue gemeinsame Preisliste. Waren
solche Preisabsprachen damals noch erlaubt? Die aufgeführten Preise der
Kinderhaarschnitte sind die gleichen, die ich als Kind bezahlen musste. Das
bedeutet Preisstabilität über 50 Jahre! In dieser Preisliste vermisse ich die
Preise für die Damen. Hatte man es vorgezogen, diese nicht den Ehegatten
schwarz auf braun zur Kenntnis zu geben? |
|
|
Adorfer Grenzbote 17.
Dezember 1919 |
|
|
Auf den nachfolgenden Fotos mit unbekanntem
Aufnahmedatum sehen wir den Salon von Max Joram an der Häßlerstraße
2 bzw. heutiger Eduard-Krenkel-Straße. Bei den Lehrjungen
handelt es sich um unterschiedliche Personen.
|
|
|
|
|
|
Nicht immer gab es nur Freude mit den
Lehrlingen. Im Mai 1917 annoncierte Max Joram nach einem Rasiermesser,
welches der Lehrling verloren hatte. War dieser zu einer Hausrasur unterwegs?
Ob es wiedergefunden wurde? Auch 1932 annoncierte er nach einen
neuen Lehrling. Ab wann durften die Lehrlinge eigentlich Kunden
rasieren? Wer sich nass rasiert, wird die Tücken der scharfen Rasiermesser
kennen. Dabei bitte beachten, dass ich vom Rasiermesser und nicht von den
Rasierklingen spreche. Durfte/musste der Lehrling am Lehrmeister üben? Wie lange Max Joram sein Friseurgeschäft
führte, konnte noch nicht ermittelt werden. Laut einem von ihm im Januar 1951
erstellten Testament vererbte er alles seinen 5 Kindern. Sein Nachlass durfte
frühestens 10 Jahre nach seinem Tode geteilt werden. Zum Nachlassverwalter
bestimmte er seinen einzigen Sohn Alfred, der jährlich Rechnung zu legen
hatte. Laut einem Lebenslauf von Alfreds Schwester Ilse ist ihr Bruder aus
dem Kriege zurückgekehrt, was ihr ermöglichte, aus dem väterlichen
Friseurgeschäft auszuscheiden. Damit kann davon ausgegangen werden, dass
Alfred Joram das Friseurgeschäft weiter geführt haben
könnte. Um dies abzusichern gab es sicherlich die obige Klausel im Testament. Doris Joram, die dritte Tochter von Max Emil
Joram heiratete Robert Heinrich (Heinz) Wolf, den letzten Wirt der Gaststätte
Wolfsschlucht. Dies ist aber eine andere Geschichte. Sollte es noch Nachkommen von Max Emil Joram
in Adorf geben, können sie sich gerne bei mir melden. Neben den Fotos im Text
sind weitere Familienfotos erhalten geblieben. Vielen Dank an Frau Heinlein/Coburg, von der
ich die Familienfotos und weitere Informationen bekam und so mit der
Abfassung dieser Gewerbegeschichte beginnen konnte. Klaus-Peter Hörr Oktober 2025 |
|