Kraftsportklub Adorf

 

Bei einem Blick auf meine Quellen zum Adorfer Vereinsleben zu Beginn des 20. Jahrhunderts beeindruckt mich immer wieder die Vielzahl der damals bestehenden Vereine mit einem doch recht regen Vereinsleben. Einer von ihnen war der Kraftsportklub Adorf.

 

Gegründet wurde er im Jahre 1921 und beging am 14. Oktober 1922 im Hotel Blauer Engel sein erstes Stiftungsfest. Hierzu waren nicht nur die Vereinsmitglieder sondern auch geladene Vereine, Freunde und Gönner herzlichst eingeladen.

 

 

Der Begriff Kraftsport wurde damals etwas weitläufig gefasst. Laut diverser Anzeigen und Berichten wurden Wettkämpfe im Boxen, Leichtathletik, Gewichtheben und Ringen durchgeführt.

 

Laut einem Bericht vom 22. August 1925 über einen Bezirkswettkampf in Adorf waren nachfolgende Sportler aus Adorf erfolgreich:

 

·      Leichtathletischer 4-Kampf Oberstufe : 1. Sieger Fritz Riegel, 2. Sieger Fritz Döhler

·      Leichtathletischer 4-Kampf Unterstufe: 1. Sieger Walter Weiß, 2. Sieger Paul Klarner

·      Stemmen Altersklasse: 1. Sieger Paul Huster

·      Ringen: 2. Sieger Paul Klarner

·      Boxen:  1. Sieger Kurt Roßbach (schlägt den Bezirksmeister im Bantamgewicht)

 

Im März 1927 bestritten die Kraftsportler im Hotel Blauer Engel einen Städtewettkampf in der Disziplin „Heben“ gegen die Auswahl von Falkenstein. Diesen gewannen Adorf knapp mit 2.760 : 2.585 Punkten.

 

Anläßlich des Stiftungsfestes im Jahre 1927 wurde im Festprogramm ein Wettkampf im Ringen gegen Markneukirchen durchgeführt. Über das Ergebnis liegt mir keine Information vor.

 

 

Ein Höhepunkt im Vereinsleben war der im Schützenhaus Adorf am 19. Januar 1929 stattgefundene Entscheidungskampf im Ringen um den Aufstieg in die A-Klasse gegen die Mannschaft von „Jugendkraft Plauen“.  Zu diesem Wettkampf konnte der mehrfache Weltrekordler und Olympiasieger im Gewichtheben von 1928 Kurt Helbig aus Plauen zur Vervollständigung des Programmes eingeladen werden.

 

 

In der Disziplin Heben starteten bei dieser Veranstaltung auf Seiten der Adorfer Walter Hupfer, 1. Sachsenmeister im Leichtmittelgewicht, Hermann Adler, 1. Sachsenmeister im Federgewicht, die Gaumeister Emil Meinel im Leichtmittelgewicht und Alfred Roth im Leichtgewicht.

 

Den oben erwähnten Aufstiegskampf gewann Adorf klar mit 15:2.

 

 

Bei den Sachsenmeisterschaften des Jahres 1929 revanchierten sich die Plauener und gewannen im Gewichtheben vor Adorf. Die Adorfer erhoben eine Gesamtpunktzahl von 2.920.

Interessant sind hier die einzelnen Disziplinen. Damals gab es noch das einarmige Reißen und Stoßen. Diese Disziplin wird heute noch an den Stammtischen gepflegt. Da geht es aber weniger um Pfund sondern um Liter. Wie sich halt die Zeiten ändern.

In einem weiteren Kampf im Jahre 1932 waren die Adorfer Kämpfer mit 11:9 erfolgreich. Daran ist ersichtlich, dass beide Mannschaften gleichstark waren und die jeweilige Tagesform entschied.

 

 

Im April 1929 gab es im Ringen einen Wettkampf  gegen KSC „Germania“ Zwota.  Zwota reiste leider nicht in voller Mannschaftsstärke an. Im Endergebnis gewann Adorf mit 12:9.

 

Bei den Gauwettkämpfen im Juni 1929 nahmen die Kraftsportler aus Adorf erfolgreich teil. Sie errangen 6 x Platz 1, 5 x Platz 2 und 5 x Platz 3.

In der Leichtathletik gab es damals noch die Disziplin Steinstoßen. Hier belegte Knorre den 2. Platz. Im Leichtathletischen Dreikampf mit den Disziplinen 100m-Lauf, Weitsprung und Diskuswurf belegte Knorre den 5. Platz. Der gleiche Sportler erkämpfte im Ringen des Schwergewichtes den 2. Platz. Bemerkenswert, wie erfolgreich Franz Knorre in verschiedenen Disziplinen war. Aus diesem Grunde war es für die Adorfer Kraftsportler ein schwerer Verlust, als Franz Knorre im gleichen Jahr nach Brasilien auswanderte.

 

 

Es war nicht der einzige Kraftsportler, der Adorf in Richtung Südamerika verlassen hat. Am 7. Januar 1932 berichtete der Adorfer Grenzbote, dass der ehemalige Kraftsportler Paul Meinel aus Adorf „Meister von Buenos Aires“ (Argentinien) im Gewichtheben in der Federgewichtsklasse wurde und seinen Vorjahrestitel verteidigen konnte.

 

Wie bei vielen anderen Vereinen enden im Jahre 1932/33 meine vorhandenen Berichte auch über den Kraftsportklub Adorf. Entweder wurden die Vereine nach 1933 aufgelöst, verboten oder in nationalsozialistische Strukturen eingegliedert.

 

Klaus-Peter Hörr

Februar 2023