Bürgermeister Otto Rudolf Kämnitz

*6. Januar 1845, † 7. Juni 1913

 

Bei meinen Recherchen zu ehemaligen Bürgermeistern der Stadt Adorf i. Vogtl. habe ich festgestellt, dass es bereits auf der Homepage der Stadt einen umfangreichen Text anlässlich des 100. Todestages von Otto Rudolf Kämnitz aus der Feder von Ronny Hager gibt.

 

https://www.adorf-vogtland.de/inhalte/adorf/_inhalt/unsere_stadt/geschichte/sonstiges/kaemnitz/kaemnitz?searchterm=K%C3%A4mnitz  (Stand 2022-12-08)

 

Aus diesem Grunde habe ich beschlossen, keinen eigenen und fast identischen Text über ihn zu verfassen.

Ich habe diesen Text mit meinem Material verglichen und einige zusätzliche Recherchen angestellt und möchte diese wie folgt zusammenfassen.

 

Otto Rudolf Kämnitz wurde am 6. Januar 1845 als Sohn des Försters Leberecht Rudolph Kämnitz und seiner Ehefrau Marie Auguste geb. Schützenmeister in Penig geboren.

 

Schaut man in die Jahresberichte des Gymnasiums Zwickau für die Schuljahre 1864/65 und 1865/66

findet man dort neben Rudolf Kämnitz auch einen Ottomar F. Kämnitz, der in Penig geboren und dessen Vater auch ein Förster aus Zwickau war. Beiden wurde Schulgeld erlassen. Dies lässt vermuten, dass beide Brüder gewesen sind und der Beruf des Vaters als Förster nicht die Mittel einbrachte, das Schulgeld zu bezahlen. Im Jahresbericht 1865/65 wird aufgeführt, dass Rudolf Kämnitz Ostern 1866 das Gymnasium zum Jurastudium verlassen hat. Bestätigt wird dies durch eine Matrikelabschrift der Universität Leipzig. In dieser wird als Immatrikulationsdatum der 16. April 1866, der Geburtsort Penig, der Vater als Förster und als Fachrichtung Rechte angegeben. In den Archivunterlagen der Universität Leipzig wird aus dem Jahre 1869 auch unter „Gerichtsamt“ eine Akte „Otto Rudolph Kämnitz wegen ungebührlichen Verhaltens“ geführt.  Was wir der Studiosus dort angestellt haben? Hat er zu sehr dem Alkohol zugesprochen oder einer braven Bürgerstochter einen unzüchtigen Antrag gestellt? Wem es interessiert, müsste in die Akte GA 10/L/08/ Bd. 05 schauen.

 

Am 13. Mai 1867 wurde Ferdinand Ottomar Kämnitz in Leipzig immatrikuliert. Auch er wurde in Penig geboren und hatte einen Förster als Vater, der inzwischen verstorben war. Im Gegensatz zu Rudolf studierte Ferdinand Ottomar Kämnitz Medizin. Wie bei Rudolf war sein letzter Aufenthaltsort vor dem Studium Zwickau. Für mich ein weiterer Beleg dafür, dass es sich hier mit hoher Wahrscheinlichkeit um Brüder handelt.

Ferdinand Ottomar Kämnitz fand ich im Hamburger Adressbuch der Jahre 1881 und 1883 als Wundarzt und Geburtshelfer.

 

 

Im Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom 5. Mai 1871 zeigten Rechtsreferendar  Rudolf Kämnitz aus Chemnitz und Marie Sophie Oberdieck aus Leipzig ihre Vermählung in der Nicolaikirche zu Leipzig an. In den Jahren 1871-73 wird Otto Rudolf Kämnitz in den Adressbüchern der Stadt Chemnitz als Rathsreferendar aufgeführt.

 

Laut Ronny Hager hatten sie vier gemeinsame in Adorf geborene Kinder.

 

·      Rudolf Walter Kämnitz (geb. 19. Juli 1876)

 

·      Sophia Johanna Kämnitz (1. November 1878)

Sophia Johanna Kämnitz war mit dem Kaufmann Hans Ernst Julius Becker verheiratet. Ihre Verlobung wurde am 11. Juli 1910 im Dresdner Journal angezeigt.

Sie verstarb am 8. Mai 1947 in Hamburg. Angaben zu ihrem Ehemann konnten in der Sterbeurkunde nicht angegeben werden.

            

·      Rudolf Erich Kämnitz  (14. Juni 1880)

Rudolf Erich Kämnitz soll laut Sterbeurkunde 169/1880 bereits im gleichen Jahr wieder verstorben sein.

 

·      Leberecht Friedrich Kämnitz (24. August 1886).

 

Die Spuren von Rudolf Walter und Leberecht Friedrich konnte ich mit vertretbarem Aufwand nicht verfolgen bzw. sind die Ergebnisse etwas vage.

 

Ich fand zusätzlich zu diesen noch folgende Anzeige aus dem Jahre 1874.

 

 

Gemäß Kirchenbucheintrag handelt es sich hier um den Jungen Karl Friedrich Kämnitz. Leider verstarb er bereits am 16. Januar 1874.

 

Laut einer Meldung im Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom 29. März 1887 muss Bgm. Kämnitz zu dieser Zeit mit einer beruflichen Veränderung geliebäugelt haben. Dort wurde berichtet, dass Bgm. Kämnitz trotz einer Zulage von 600 M zum 1. Mai in Zwickau eine Stadtratsstelle übernehmen wird. Dies muss sich wieder zerschlagen haben. Hatte er nur seinen Marktwert testen und eine Gehaltsverbesserung durchsetzen wollen?

 

Wie auch heute ist ein Bürgermeister nicht nur das gewählte Oberhaupt einer Stadt, sondern hat eine Vielzahl weiterer Funktionen.

 

·      Im Juli 1878 konstituierte sich in Markneukirchen ein liberaler Wahlverein für das obere Vogtland. Zu seinem Vorsitzenden wurde neben Bgm. Schweizer /Markneukirchen auch Bgm. Kämnitz aus Adorf gewählt. Damit kann man davon ausgehen, dass er zumindest zu diesem Zeitpunkt politisch liberale Positionen vertreten hat.

·      Im Januar 1884 wurde er vom Bezirkstag der Amtshauptmannschaft Oelsnitz zu deren  stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.

·      Er war Vorsitzender des Komités für das Eisenbahnprojekt Adorf-Hof. Dieses wurde sehr lange diskutiert aber nie umgesetzt.

·      Das „Verzeichnis der Mitglieder des Sächsischen Forstvereins am Schlusse des Vereinsjahres 1895“ führt Bgm. Kämnitz als Mitglied. Als Stadt mit größerem Waldbesitz sicherlich eine notwendige Mitgliedschaft.

 

Seine gute Arbeit für die Stadt Adorf wurde nicht nur dort, sondern auch an höherer Stelle zur Kenntnis genommen und gewürdigt.

Im Mai 1889 erhielt er vom Sächs. König das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechtsordens. Bei Besuchen des Königs im Vogtlande wurde er mit anderen Amtsträgern im Juli 1903 zu einer Mittagstafel in Plauen und im Juni 1906 in Bad Elster zu einer Königlichen Tafel eingeladen. Was wird dort serviert worden sein?

 

Am 5. April 1913 berichtet der Adorfer Grenzbote, dass Bürgermeister Kämnitz seinen Posten zum 30. Juni 1913 gekündigt hat. Wenige Tage nach seinem Ausscheiden verstarb er im Krankenhaus in Plauen.

 

       

 

In der Danksagung seiner Ehefrau für die Anteilnahme am Tod ihres Mannes ist vermerkt, dass er Ehrenbürger der Stadt Adorf war. Wann wird ihm diese Ehrenbürgerschaft verliehen worden sein?

In welchen Vereinen der Stadt er Mitglied war, ist schwer zu sagen. Mehrere veröffentlichten anlässlich seines Todes entsprechende Nachrufe. So zum Beispiel die Freiwillige Feuerwehr Adorf, der Turnverein e. V., die Priv. Schützengesellschaft, der Gesangverein Liederkranz  und der Gewerbeverein Adorf  für ihr ehemaliges Ehrenmitglied.

 

Klaus-Peter Hörr

Dezember 2022