Die Perlmutterwarenherstellung im Vogtland älter als bisher angenommen?

 

Laut verschiedener Quellen soll es Perlenfischer Moritz Schmerler aus Oelsnitz es gewesen sein, der als Erster um 1853 im Vogtland neben der Perlenfischerei auch die Muscheln zu verschiedenen  Produkten be- und verarbeitet hatte. Erfunden hat er diese Be- und Verarbeitung aber nicht. Schmuckgegenstände mit und aus Perlmutter sind bereits viel länger bekannt. Dass diese Fertigkeit auch im Vogtland bereits im Jahre 1769 bekannt war und praktiziert wurde, belegt ein Artikel im „Beytrag zum Reichs-Postreuter“ vom 9.Februar 1769. In diesem wird über den Besuch der Churfürstin Maria Amalie Auguste in Plauen wie folgt berichtet:

 

 

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/f2/Amalie_von_Pfalz-Zweibr%C3%BCcken-Birkenfeld-Bischweiler.jpg/220px-Amalie_von_Pfalz-Zweibr%C3%BCcken-Birkenfeld-Bischweiler.jpg

 

 

Amalie von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld-Bischweiler,

Quelle https://de.wikipedia.org/wiki/Amalie_von_Pfalz-Zweibr%C3%BCcken-Birkenfeld-Bischweiler

 

„Plauen, vom 28. Januar.

 

Vorgestern, frühe nach 8 Uhr, geruheten Ihro Durchl., unsere gnädigste Churfürstin, von hier wieder aufzubrechen u. Höchstdero Reise über Reichenbach nach Zwickau, wo wiederum Nachtlager gehalten worden, fortzusetzen. Als Dieselben in den von Dresden hierher geschickten Leib-Reisewagen traten, wurde von der hiesigen Miliz und Bürgerschaft paradiert und mit allen Glocken geläutet, und damit so lange fortgefahren, als man Höchstdenenselben nachsehen konnte. Von der Jägerey, von verschiedenen Herren von Adel, wie auch von der Kaufmannschaft, wurden Höchstdieselben begleitet, wobey die Canonen zu verschiedenenmalen abgefeuert wurden. Das mit Ihrer Churfürstl. Durchl. hieher gekommene Mannheimer Gefolge, so viel Höchstdieselben mit nach Dresden mitzunehmen nicht geruhet, ist ebenfalls von hier wieder ab und zurück gegangen.

Unter anderen wurde von den Perlensuchern aus Oelsnitz Ihrer Churfürstl. Durchlaucht eine Parthie Perlenmuscheln überreichet, und Höchstdenenselben deren Anfang und Wachsthum gezeiget, auch eine schön geschliffene Perlen-Muschel, auf welche der Perlenfang mit einer Landschaft eingeschnitten, und darauf: Voigtländischer Perlenfang, gegraben war, unterthänigst präsentiert…“

 

Wer wird diese Perlmuschel geschliffen haben? War es Perlenfischer Johann Gottfried Schmirler selbst oder ein ortsansässiger Handwerker bzw. Juwelier? Interessant auch das Datum der Reise. Die Ehe mit Friedrich August I. von Sachsen wurde am 17. Januar 1769 in Dresden geschlossen. Bereits 9 Tage später befand sich die Churfürstin bereits wieder auf der Rückreise von Mannheim nach Dresden. Ob die Churfürstin erst nach der Vermählung ihre Koffer aus Mannheim holte? Wird der Perlenschmuck im Haar auf obigen Bild ein Verlobungsgeschenk von Friedrich August I. aus Elsterperlen gewesen sein?

Churfürstin Maria Amalie Auguste war nicht die erste sächsische Herrscherin, die mit Elsterperlen bzw. Elsterperlmuscheln im Vogtland beschenkt wurde. Ihrer Schwiegermutter Maria Antonia Walpurgis wurden am 18. Juni 1747 bei ihrer Durchreise nach Dresden in Oelsnitz von den „Perlenfängern“ eine Anzahl weißer Perlen aus der Elster überreicht.

 

Eine Nachfrage bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ergab, dass sich die im obigen Text beschriebene geschliffene Perlen-Muschel leider nicht in deren aktuellen Beständen befindet.

 

Klaus-Peter Hörr